Der Status Quo der weltweiten Teeproduktion
Die Zahlen
Tee ist das zweitmeistgetrunkene Getränk der Welt (nach Wasser). Die weltweite jährliche Teeproduktion beträgt etwa 3 Milliarden Tonnen, was 635.000 kg verarbeitetem Tee oder 2 Milliarden Tassen täglich entspricht.
99% dieses Tees stammen aus dem Anbau domestizierter Teepflanzen in Monokultur. Um ausreichend große Anbauflächen zu schaffen, werden häufig Wälder gerodet. Bewässerungs-anlagen sind erforderlich, um regelmäßige ertragreiche Ernten sicherzustellen. Zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten kommen Pestizide, Herbizide und Fungizide zum Einsatz. Diese Agrochemikalien sind in monokulturellen Teeplantagen unverzichtbar, um den Befall durch Insekten und Pilze sowie um die Nährstoffe im Boden konkurrierende Pflanzen zu kontrollieren. Die weltweite Teeproduktion hat somit erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt – und das Klima. Die Rodung von Wäldern vernichtet natürliche CO2-Speicherkapazitäten und die verwendeten Agrochemikalien sind inzwischen weltweit im Grund- und Trinkwasser nachweisbar, wo sie zunehmend zur Gefahr für unsere Gesundheit werden.
Das Gesicht des konventionellen Teeanbaus
Im ertragsmaximierten monokulturellen Teegarten werden die Teepflanzen nicht vom Samen, sondern von Ablegern gezogen. Dies dient zum einen der spiegelgleichen Erhaltung der genetischen Eigenschaften der Mutterpflanze und damit der geschmacklichen Eigenschaften des resultierenden Tees. Zum anderen lassen sich auf diese Weise viel mehr Abkömmlinge eines Teebuschs in viel kürzerer Zeit erzeugen. Denn während ein vom Samen gewachsener Teebusch 7 Jahre bis zur Pflückreife benötigt, sind es bei Ablegern nur 2.
Was auf den ersten Blick wie ein Segen erscheinen mag, hat allerdings auch seine Schattenseiten. Eine davon ist die unterschiedliche Art und Weise der Wurzelbildung. Während die (Pfahl-) Wurzeln nativer Teebüsche metertief in die Erde hineinreichen, verästeln die Wurzeln von Ablegern horizontal. Auf diese Weise bleiben sie bei einer max. Tiefe von um 40cm immer knapp unter der Erdoberfläche. Die von ihnen gespeisten Teebüsche sind deshalb um einiges bewässerungsintensiver als native Teepflanzen und stehen in diekter Nahrungskonkurrenz zu den sie umgebenden Gräsern und „Unkräutern“. Dadurch werden Bewässerungssysteme und die Beseitigung biodiverser Flora im konventionellen Teegarten zu einer zwingenden Notwendigkeit. Außerdem sind solche Teepflanzen um ein Vielfaches anfälliger für Klimaveränderungen und Extremwetterereignisse wie langanhaltende Dürren.
Der Einsatz moderner Anbautechniken und Maschinen im Teeanbau erscheint notwendig, um die weltweite Nachfrage zu decken. Aber die Folgen für Umwelt und Klima liegen auf der Hand: neben dem bereis erwähnten Verlust natürlicher CO2-Speicher durch die Rodung von Waldflächen, der Kontamination durch Pestizide und der Verschwendung des weltweit immer knapperen Wassers ist insbesondere der Verlust von Biodiversität in Form von im Gleichgewicht befindlicher lokaler Ökosysteme eine negative Folge des ertragsoptimierten Teeanbaus.
Doch welche Alternativen gibt es zum konventionellen Teeanbau? Ein vielgepriesenet Weg der Vermeidung von Pestiziden ist der zertifizierte „Bio-Tee“:
„Bio“-Tee: Gesundheit im Fokus, Umwelt im Schatten?
Über 15% des weltweit angebauten Tees sind heute biozertifiziert, Tendenz steigend. Doch was bedeutet eine solche Zertifizierung konkret? „Organic“- und „Bio“-Zertifizierungen legen den Schwerpunkt auf die Gesundheit der Konsumenten durch pestizidfreien Anbau. Die umwelt- und klimaschädlichen Aspekte des Teeanbaus bleiben hingegen weitgehend unberücksichtigt.
Die deutsche und EU-Bio-Zertifizierung ist hierfür ein gutes Beispiel. Sie garantiert pestizidfrei angebauten Tee, während Umwelt- oder biodiversitätsspezifische Anforderungen unverbindlich bleiben. Das Resultat ist Tee, der zwar pestizidfrei, aber dennoch in ertragsoptimierter Monokultur angebaut wird. Entsprechend reduziert Bio-Tee zwar die Belastung von Böden und Grundwasser mit Pestiziden, hat aber dennoch schädliche Folgen für Umwelt und Klima. Viele Verbraucher, die mit ihrem Kauf von Bio-Produkten eigentlich auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten möchten, sind sich dieser Tatsache nicht bewusst.
Eine weitere Schwäche des Konzepts liegt in dessen Exklusivität. Das heißt, die Biozertifizierung ihrer Erzeugnisse ist denjenigen Erzeugern vorbehalten, die sie sich leisten können. Denn sowohl die initiale Zertifizierung als auch die jährliche Kontrolle der zertifizierten Betriebe sind für diese kostenpflichtig. Für viele Kleinerzeuger ist die hieraus erwachsende finanzielle Hürde zu hoch. Zudem stehen durch den soziokulturellen Kontext bedingte Barrieren wie z. B. Bildungsferne einer Zertifizierung kleiner Erzeuger häufig im Weg.
Vom wilden Teebaum zur domestizierten Agrarpflanze
Der wilde Ursprung der Teepflanze
Tatsächlich eignet sich kaum eine agrarische Nutzpflanze besser für die Kultivierung in einem biodiversen Ökosystem als die Teepflanze. Denn diese wächst in ihrem nativen Verbreitungsgebiet, den südlichen Ausläufern des Himalaya, von jeher wild und als Baum. Bäume widerum sind charakteristischer Bestandteil von Wäldern, dem Ökosystem mit dem höchsten Biodiversitätsgrad.
Ein auf natürliche Weise vom Samen gewachsener Teebaum kann bis zu mehrere Tausend Jahre alt werden. Dies bezeugen auch einige der in Nordthailand anzutreffenden Specimen sehr anschaulich.
Die metertief in den Boden hineinreichenden Wurzeln eines solchen Teebaums stehen nicht in Nährstoffkonkurrenz zu Gräsern und Kräutern, da deren Wurzlen nur bis knapp unter die Erdoberfläche reichen. Vielmehr profititiert die Qualität des Bodens langfristig von deren Input. Außerdem ist der Baum unempfindlich gegen Dürreperioden, während das Gleichgewicht im Ökosystem das Überleben aller seiner Elemente gleichermaßen gewährleistet. Für das Gedeihen des Teebaums in seinem natürlichen biodiversen Umfeld bedarf es daher keiner Bewässerung und keiner Pestizide.
„Hmiang“ – der (fast) vergessene Schatz thailändischer Tee- und Esskultur
Die erste kulinarische Verwendung der Teepflanze in ihrem nativen Verbreitungsgebiet in den südlichen Ausläufern des Himalaya war die als Speise. In Thailand kannten die Menschen die aus in Wasser fermentierten Teeblättern hergestellte Speise „Hmiang“ lange bevor der erste Teeaufguss getrunken wurde. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war der Genuss von „Hmiang“ ein selbstverständlicher Bestandteil des Speiseplans thailändischer Haushalte. Nun ist aufgrund veränderter Konsumgewohnheiten die Nachfrage nach der Speise während der vergangenen Jahrzehnte stark zurückgegangen. Als Folge hiervon wurden viele der einst zahlreichen, stark biodiversen (Wald) „Hmiang“-Plantagen in Thailand sich selbst überlassen. Andere fielen dem Kahlschlag zum Opfer, um Anbauflächen für lukrativere „Cash-Crops“ zu schaffen. Zu diesen zählt auch die domestizierte Teepflanze.
In ihrem natürlichen, biodiversen Umfeld trug die Teepflanze als Basis der Herstellung von „Hmiang“ zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Der Wechsel zu Monokulturen bedeutet nicht nur den Verlust dieser Biodiversität, sondern auch eine Verschlechterung der Bodenqualität und eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Es ist daher wichtig, das Potenzial der Teepflanze in ihrem natürlichen Umfeld zu erkennen und zu nutzen. Dies kommt nicht nur der Umwelt zugute, sondern hilft auch das kulturelle und kulinarische Erbe Thailands zu bewahren.
„Forest-Friendly Tea“ – Ein Konzept für mehr Biodiversität im Teeanbau
Erhaltung, Regenerierung und Neuschaffung biodiverser Lebensräume
Und genau hier setzt Monsoon Tea’s „forest-friendly Tea“-Konzept an. Das Unternehmen kauft verlassene Hmiang-Plantagen auf und wandelt sie in biodiverse Kultivierungsräme für Teepflanzen um. Dabei bleibt die Biodiversität und Funktionalität der betroffenen Areale als im Gleichgewicht befindliche Ökosysteme erhalten.
Weiter schafft Monsoon Tea durch Bezahlung nach Biodiversitätsgrad Anreize für Teefarmer, Biodiversität zu erhalten, zu vermehren und neu zu schaffen. Dies können auch Areale sein, die zuvor für konventionellen monokulturellen Teeanbau genutzt wurden. Das heißt, je höher der Grad an Biodiversität einer Anbaufläche, desto höher die Bewertung der dort erzielten Erträge.
So wird das Konzept zum „Win-Win“ für alle Beteiligten: das Unternehmen floriert, die Erzeuger erhalten eine faire Bezahlung, und der Konsument erhält ein gesundes Produkt, mit dessen Kauf er einen Beitrag zur Erhaltung und Schaffung biodiverser Lebensräume leistet.
Ein nachhaltiges Geschäftsmodell – für eine bessere Welt
Funktionsfähige Ökosysteme lassen sich nicht ohne umfangreiche Kenntnis der an ihnen beteiligten Arten und zwischen diesen stattfindenden Wechselwirkungen schaffen. Hierzu betreibt Monsoon Tea eine Kooperation mit dem russischen Entymologen Alexey Reshchikow. Dieser erforscht in Kooperation mit Universitäten und zoologischen Institutionan in Hong Hong, Russland und Schweden die Zusammenhänge zwischen dem Vorkommen von Insektenarten und der Funktionalität von Ökosystemen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Identifikation und das Mapping der Arten, die für das Gedeihen von Teebäumen förderlich sind. Durch diese Forschung können gezielte Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in Teeplantagen entwickelt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse unterstützen Monsoon Tea dabei, nachhaltige und funktionale Ökosysteme zu schaffen, in denen Teepflanzen optimal gedeihen.
„Forest-Friendly“ ist dabei lediglich ein Synonym für „Biodiversität“. Oder, um es mit den Worten von Kenneth Rimdahl, des Gründers und Betreibers von Monsoon Tea zu sagen: „Es geht mir nicht um den Tee. Auch nicht um faire Preise für Teeerzeuger und Plantagenarbeiter oder die Gesundheit der Teetrinker. Worum es mir geht, ist Biodiversität. Mehr Biodiversität! Tee ist dabei nur das Mittel, und faire Konditionen für die Erzeuger oder gesunder Genuss für die Verbraucher sind Nebenwirkungen, wenn natürlich auch äußerst willkommene solche.“
Auch das zugehörige – und während der vergangenen Jahre zunehmend erfolgreiche! – Geschäftsmodell erklärt sich am besten mit einem Zitat des Firmengründers: „Je mehr Tee wir verkaufen, desto mehr Tee können wir kaufen. Je mehr Tee wir kaufen, desto höhere Einkommen erzielen unsere Farmer. Und je mehr Geld unsere Farmer mit Tee aus biodiverser Kultivierung verdienen können, desto mehr biodiverse Anbauflächen werden sie schaffen wollen. Tja, und je mehr biodiverse Lebensräume unsere Farmer schaffen, desto besser die Welt, in der wir leben. Auf diese Weise dient unser „Forest Friendly Tea“-Konzept letztlich nichts Geringerem als der Schaffung einer besseren Welt.“
Hierzu vertreibt Monsoon Tea seine Tees in einer Reihe eigener Shops in Chiang Mai und Bangkok, sowie neuerdings in Schweden. Folgt man der Vision Kenneth Rimdahls, werden weitere Monsoon Tea Shops schon bald auch in den bedeutendsten Städten Europas und der USA zu finden sein. Dabei tragen die Shops nicht nur die Produkte, sondern auch die dazugehörige Mission hinaus in die Welt. Hierzu sind Tee-Schulungen, Vorträge und Seminare mit dem Schwerpunkt „Biodiverse Kultivierung“ fester Bestandteil der Monsoon Tea Agenda. Gleichzeitig hat das Unternehmen mit der Entwicklung einer Plattform für den webbasierten Vertrieb seiner Produkte begonnen.
Eine weitere Vertriebsschiene ist der B2B-Markt: Namhafte Hotels und Gastronomien, beispielsweise aber auch ein Modeunternehmen wie Prada begeistern sich inzwischen für Monsoon Tea’s „BiodiversiTea“-Konzept. Die damit verbundene Aufwertung des eigenen Nachhaltigkeitsimages ist dabei ein willkommenes Plus.
Das nächste Level – Biodiversität im Teeanbau wird meßbar!
Die Rimdahl-Skala – Bioindikatoren zur Bestimmung des Biodiversitätsgrads
Die „Rimdahl-Skala“ ist ein von Kenneth Rimdahl entwickeltes Tool zur Bewertung des Biodiversitätsgrads von Teeplantagen. Die 5-stufige Skala misst den Biodiversitätsgrad eines Teegartens, indem sie die Bodenqualität sowie die Biodiversität von Pflanzen und Insekten untersucht. Sie zielt darauf ab, Teeproduzenten zu ermutigen, bestehende Biodiversität in ihren Teegärten zu erhalten und durch Aufforstungsmaßnahmen weiter zu erhöhen. Jeder Fortschritt auf dieser Skala entspricht einem höheren Preis für den Tee eines Erzeugers. So wird die Erhaltung und Schaffung biodiverser Ökosysteme durch konkrete wirtschaftliche Anreize effizient gefördert.
Die Einstufung eines Teegartens in der Skala erfolgt durch sogenannte „Bioindikatoren“. Diese sind in drei Bereiche unterteilt, Flora, Fauna und Boden. Jeder dieser Bereiche zerfällt widerum in eine Reihe von Unterkategorien. So unterscheidet man bei dem Mapping der Flora zwischen Artendiversität, Äquität und heimische Spezies. Die Fauna dagegen lässt sich anhand der Indikatoren Mikro-, Meso- und Megafauna qualifizieren. Und die Bodenqualität ergibt sich aus dem Nachweis von Mikroorganismen, Pilzen und Chemikalien.
„Biodiversity Traceability“ – Von der Sichteinschätzung zur wissenschaftlichen Messung des Biodiversitätsgrads
Ursprünglich erfolgte die Einstufung eines Teeanbauanreals auf der Rimdahl-Skala nach Sichtprüfung. Je mehr Bioindikatoren idenfiziert und meßbar gemacht werden konnten, desto zuverlässiger wurde die Einordnung. Jüngste Bestrebungen zielen nun darauf ab, die Skala auf eine wissenschaftliche Ebene im engeren Sinne zu heben. Hierzu hat Monsoon Tea eine Reihe einschlägiger Kooperationen mit Universitäten und wissenschaftlichen Instituten weltweit aufgenommen.
Ziel des Projeks ist neben der Bestimmung des Biodiversitätsgrads eines Anbauareals anhand messbarer Indikatoren die Entwicklung einer handytauglichen „Traceability-App. Diese soll die Nachverfolgbarkeit jedes Monsoon Tea Produkts bis zurück in den Teegarten ermöglichen. Hierzu dokumentieren die Teebauern und Produzenten in den Bergen jeweils die die Pflückzeit und den geographischen Standort einer Pflückung in der App. Dabei sollen vom AI-Department des Asia Institute of Technology in Bangkok entwickelte Sensoren die exakte Bestimmung des Biodiversitätsgrad des jeweiligen Areals ermöglichen.
Die Auswertung der von den Sensoren erfassten Daten erfolgt dann per KI. Diese wertet beispielsweise hochempfindliche, im Teegarten erhobene akustische Aufnahmen hinsichtlich der durch die aufgezeichneten Geräusche nachweisbaren Spezies (Fauna) aus. Diese Informationen können dann genutzt werden, um die genauen Standort-und Biodiverstitätsdaten jeder einzelnen Dose Monsoon Tee mittels eines auf dieser angebrachten QR-Codes für den Kunden verfügbar zu machen.
Einen beträchtlichen Boost erfährt die Entwicklung der Traceability-App aktuell durch eine finanzielle Förderung des Thailändischen Landwirtschaftsministeriums in Höhe von THB 12.000.000. Neben mehreren Forschungsstandorten in Nordthailand sind auch Areale in Yunnan und Fujian aktuell Gegenstand einschlägiger Untersuchungen.
DEIN (genussvoller) Beitrag zu mehr Biodiversität im Teeanbau… Forest-Friendly Tea @ Siam Tee Shop
Ein weiterer großartiger Vorzug des vorgestellten „Forest Friendly Tea“-Konzept ist, dass jeder Teefreund selbst einen – genussvollen! – Beitrag zu mehr Biodiversität im Teeanbau leisten kann. Denn jeder Kauf eines Tees von Monsoon Tea kommt per se vollumfänglich der Sache zugute!
Bei der Auswahl unseres Angebots von Monsoon Tea Produkten im Siam Tee Shop sind wir unserer Präferenz reiner Teesorten treu geblieben. Das resultierende Angebot an grünen, schwarzen, weißen und Oolong-Tees aus waldfreundlich-biodiversiter Kultivierung findet ihr hier im Siam Tee Shop:
Die Tees sind unter dem Link als Sampler erhältlich, können alternativ ber die jeweils verlinkten Produktseiten aber auch einzeln erworben werden.