Was ist eigentlich Tee?
Als Tee bezeichnet man alle aus der Teepflanze „Camellia Sinensis“ gewonnenen Aufgussgetränke. Aufgussgetränke auf Basis anderer Kräuter, Früchte oder Gewürze sind dagegen eigentlich kein Tee. Allerdings wird der Begriff „Tee“ im deutschen Sprachgebrauch häufig auch für solche „teeähnlichen Aufgussgetränke“ verwendet. Zum Beispiel „Kamillentee“…
Dabei ist die Herkunft des Wortes „Tee“ eindeutig… Ursprünglich einem chinesischen Dialekt entstammend, wurde es im 17. Jahrhundert von den Holländern zusammen mit dem Tee (von der Teepflanze!) erstmalig auf dem Seeweg von China nach Europa gebracht. Als die Briten im 19. Jahrhundert den Teehandel zwischen China und Europa an sich rissen, übernahmen sie den Begriff. Entsprechend ist „Tee“ bis zum heutigen Tag das Wort für Tee in allen Ländern und Kulturen an den Endpunkten des einschlägigen Seewegs. Das heißt, die meisten Sprachen haben ihre eigenen Adaptionen etabliert… Beispiele für solche Anpassungen sind ‚thé‘ auf Französisch, ‚thee‘ auf Niederländisch, ‚té‘ auf Spanisch und ‚Tee‘ auf Deutsch.
Wo der Tee aus China fremde Länder auf dem Landweg erreicht hat, ist es dagegen das (ebenfalls chinesische) Wort „Cha“, welches die entsprechende Begrifflichkeit in den Sprachen der Länder und Regionen entlang des Weges geprägt hat. Beispiele hierfür wären das indische Wort ‚chai‘ oder das türkische Wort ‚çay‘. Der marokkanische Gebrauch veranschaulicht den beschriebenen Effekt besonders schön… Denn in Marokko, welches im Einflussbereich sowohl des alten Land- als auch des alten Seewegs des Tees liegt, gibt es zwei Wörter für Tee: ‚Atay‘ (von ‚Tee‘) und ‚Kahwa‘ (von ‚Cha‘).
Die Teepflanze – Camellia Sinensis
Die Camellia Sinensis kommt ursprünglich aus Südostasien. Das heißt, ihre evolutionäre „Wiege“ ist die Region der heutigen Länder China, Myanmar, Laos, Vietnam, Nordthailand sowie der Nordostzipfel Indiens. Dabei wächst die Teepflanze ursprünglich als bis zu 20 Meter hoher Baum mit bis zu 15cm langen Blättern. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche „Terroirs“ (Zusammenspiel zwischen Klima und Boden) hat die Teepflanze seither jedoch auch andere Regionen Asiens – und der ganzen Welt – „erobert“. Die meisten der so entstandenen Unterarten der Camellia Sinensis erreichen keine Baumhöhe mehr, sondern wachsen als Büsche unterschiedlicher Höhe.
Die Vermehrung der Teepflanze erfolgt auf zweierlei Art. Dies wäre einerseits die natürliche Vermerhung durch die Samen der Teepflanze. Andererseits ist es die „asexuelle“ Vermehrung durch die Aufzucht von Ablegern, sog. „Klone“. Vorteile der Vermehrung durch Ableger sind dabei die höhere Anzahl potentieller „Nachkommen“ sowie das schnellere Erreichen von deren Pflückreife. Allerdings hat die heute im der kommerziellen Teeanbau überwiegende Methode auch Nachteile. So bilden die Wurzeln der Klone sich beispielsweise nur oberflächlich aus. Dagegen reichen die stark verästelten Wurzeln vom Samen gezogener Teepflanzen bis zu über 2m tief in die Erde hinein. Es heißt deshalb häufig, vom Samen gezogene Teepflanzen seien reicher an Inhalts- und Wirkstoffen als Klone.
Um Zugänglichkeit und Ertrag von Teepflanzen im kommerziellen Anbau zu maximieren, schneidet man ihre Äste einmal jährlich zurück. Dabei hängt die genaue Schnitthöhe vom Alter der Pflanze und von der jeweiligen Varietät ab. Nach dem Schnitt treibt die Teepflanze an den „Schnittstellen“ dann verstärkt neue Triebe aus. Somit erhöht die Menge an pflückbaren Teeblättern – und damit den Ertrag – beträchtlich.
Artenvielfalt = Sortenvielfalt
Evolution und kommerzieller Anbau haben dafür gesorgt, dass es heute sehr viele verschiedene Teepflanzenvarietäten und -Kultivare gibt. Diese lassen sich grob in 4 große bekannte Unterarten untergliedern:
- Camellia Sinensis Sinensis (kleinblättrig)
- Camelia Sinensis Assamica (großblättrig)
- Camellia Sinensis Dehungensis (großblättrig)
- Camellia Sinensis Pubilimba (großblättrig)
Weiter sind in Abhängigkeit vom jeweiligen Herkunftsort und der Art der Kultivierung insbesondere von der Camellia Sinensis Sinensis praktisch unzählig viele Subvarietäten bekannt. Dabei ist wichtig zu wissen, dass eine Varietät nur unter vergleichbaren Bedingungen auch vergleichbaren Tee produzieren wird. Sehr viele Teesorten sind deshalb „herkunftsgebunden“. Gute Beispiele hierfür wären Steintees aus Wuyishan und Long Jing Tee aus Hangzhou, aber auch Darjeeling-Tees.
Nun sind Boden, Klima und Varietät nicht die einzigen identitätsstiftenden Faktoren eines Tees. Je nach Verarbeitungsmethode unterscheiden wir weiter zwischen 6 Verarbeitungskategorien von Tee:
- grüner Tee
- schwarzer Tee
- weißer Tee
- Oolong-Tee (auch: „blauer Tee“)
- gelber Tee
- Pu Erh Tea (auch: „dunkler Tee)
Mehr hierüber und welche Faktoren darüber hinaus sonst noch für die genaue „Sorte“ eines Tees in eurer Tasse und dessen jeweilige qualitative Ausgestaltung verantwortlich sind, verrät euch Lektion 2 meiner kleinen Teeschule!
Siehe hierzu auch:
die folgenden Video-Tutoriale:
- 1-Video : Was ist eigentlich Tee?
- 2-Video : Die Teepflanze – Camellia Sinensis und ihre Unterarten
- 3-Video : Ursprung und Verbreitung der Teepflanze
- 4–Video : Teesorten, Varietäten und Kultivare – Teil 1
- 5-Video : Teesorten, Varietäten und Kultivare – Teil 2
- 6-Video : Teesorten, Varietäten und Kultivare – Teil 3
- 7-Video : Teesorten, Varietäten und Kultivare – Teil 4
die einschlägigen Artikel im Siam Tee Blog:
- Was ist eigentlich Tee? – Camellia Sinensis vs. „teeähnliche Erzeugnisse“
- Ursprung u. evolutionäre Verbreitung d. Teepflanze in China u. Südostasien
- Teesorten und ihre Varietäten
Teste dein Teewissen – Lektion 1
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