Gesunder Tee & Gesunde Umwelt – Hintergründe und Erläuterungen zur SiamTee Umwelt- und Gesundheitsrichtlinie
Artisan Yunnan Black & Golden Needles aus „semi-wilder“ Kultivierung
Die zunehmende Industrialisierung und Rationalisierung der Produktionsprozesse im Agrarsektor haben während der vergangenen Jahrzehnte in Kombination mit der Entwicklung einschlägiger chemischer Hilfsmittel (Pestizide, Herbizide, Fungizide, Kunstdünger) das Bild des Teeanbaus grundlegend verändert. Die mithilfe solch moderner „Segnungen“ erzielte höhere Verfügbarkeit und niedrigeren Preise mittels industrieller Prozesse gewonnener (Massen-) Tees fordern ihre Opfer insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Umwelt. Reste der zur Abwehr von Schädlingen (Pestizide und im engeren Sinne), zum Abtöten von Unkraut (Herbizide) oder Pilzbefall (Fungizide) und zur Düngung von Böden (Kunstdünger) verwendeten chemischen Substanzen gelangen über Erde und Wasser in die Teepflanze oder haften den Teeblättern an. Auf dem gleichen Weg gelangen sie in die Umwelt, d.h. reichern sich in individuellen Konzentrationen in Boden und Grundwasser an und werden so Bestandteil des Öko-Kreislaufs. Vor diesem Hintergrund hat zumindest in Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern das Bewusstsein vieler Teetrinker und Teeliebhaber für die mit dem Teekonsum verbundenen gesundheitlichen und Umweltaspekte in den vergangenen Jahren sehr stark zugenommen, und es ist uns daher ein Anliegen, unseren Kunden einen detaillierten Überblick über die genauen Richtlinien zu geben, die wir auf den Einkauf und das Angebot unserer Tees diesbezüglich anwenden. Um dies verständlich und transparent zu gestalten, ist es jedoch notwendig, zunächst auf einige Begriffe und Konzepte näher einzugehen, die in diesem Zusammenhang von essentieller Bedeutung sind, sowie die Hintergründe zu beleuchten, vor denen unsere Haltung und die resultierende Richtlinie zum Thema Pestizid-Belastung unserer Tees entstanden sind.
Artisan Yunnan Black & Golden Needle – gesunder, umweltfreunlicher Genuss
In der Natur…
In der Natur herrscht eine fein ausgewogene Balance zwischen allen „Beteiligten“, d. h. Tiere (beispielsweise Insekten) und Pflanzen leben direkt oder indirekt von anderen Tieren und Pflanzen, darunter auch solche, die auch von uns Menschen genutzt werden, wie beispielsweise die Teepflanze. Es besteht also eine Interdependenz zwischen den einzelnen in einem Ökosystem vertretenen Arten, welche sich gegenseitig lebenswichtige oder qualitäts-/geschmacksrelevante Nährstoffe und andere Faktoren (z. B. Schatten) spenden. Das erwähnte Gleichgewicht sorgt dabei dafür, dass alle Beteiligten in angemessenem Umfang profitieren, d. h. es herrscht eine tendenziell perfekte Symbiose zwischen den in einem Ökosystem vertretenen Tier- und Pflanzenarten. Sie leben nicht nur mit-, sondern auch voneinander, ohne sich gegenseitig zu „schädigen“ oder für andere Nutzer, wie beispielsweise uns Menschen, unbrauchbar zu machen oder auch nur ihre Qualität für solche Nutzung zu mindern. Im Gegenteil, in der Natur leisten die einzelnen in einem Ökosystem vertretenen Arten in der Regel immer auch einen über den eigenen Nutzen hinausreichenden Beitrag, z. B. im Fall der Vermehrung einer Art (Beispiel: Pollentransport durch Insekten) oder der Veredlung ihrer Produkte (Beispiel: Bienen und Honig). So wachsen Teebäume und –Sträucher in der Natur in vollendeter Harmonie mit einer Vielfalt anderer Pflanzen, die den Charakter und die Eigenschaften – und damit auch den Geschmack – des Tees beeinflussen.
Wilde Teebäme in Nordthailand
Menschlicher Eingriff…
Wenn der Mensch in ein solches Ökosystem eingreift, um sich selbst einen Nutzen zu verschaffen, also beispielsweise durch das Ernten von Teeblättern von Teepflanzen, so ist es wichtig, dass dieser Eingriff auf eine Weise erfolgt, die keine tiefgreifende Störung des Systems darstellt, da dieses System uns sonst sehr bald nicht mehr den gleichen, d. h. nur noch einen qualitativ verminderten Nutzen stiften wird.
Teeanbau in Monokultur
Einen solchen tiefgreifenden Eingriff in das natürliche Ökosystem stellt die Anbauform der Monokultur dar. Die Rodung einstiger Waldreserven zugunsten von Teegärten, in denen sich Reihen kleiner Teebüsche parallel zueinander über weite Areale erstrecken, ist ein typisches Phänomen für alle unsere Tee-Herkunftsländer, sei es Nordthailand, China oder Japan. In allen diesen Ländern – sowie auch in allen anderen namhaften Teeanbauregionen der Welt wie Indien, Sri Lanka oder Kenia, stellt der „konventionelle“ Teeanbau in Monokultur die bei weitem überwiegende Kultivationsform dar.
Teeanbau in Monokultur: optisch durchaus ansprechend…
Die ausschließliche Verfügbarkeit einer einzigen Pflanzenart in einem in Monokultur bewirtschafteten Areal bewirkt neben dem Verschwinden anderer Arten eine übermäßige Zunahme bestimmter Insekten, Pilze und anderer Lebewesen, die ganz oder überwiegend von der Teepflanze leben. Diese Arten werden in einer Monokutlur infolge des relativen Überangebots von Teepflanzen der Abwesenheit alternativer Nahrungsquellen leicht zu sog. „Schädlingen“, d. h. ihre Aktivität hinterlässt die Teepflanzen in einem Zustand, der von uns als minderwertig oder nicht mehr verwertbar angesehen wird. Eine weitere Konsequenz der Abwesenheit anderer Arten ist die Verarmung des Bodens und der so entstehende Bedarf für die künstliche Düngung.
Was sind Pestizide?
Pestizide im engeren Sinne sind Substanzen zur Bekämpfung von Schädlingsbefall an Nutzpflanzen, in unserem Fall der Teepflanze. Im offiziellen Sprachgebrauch, also beispielsweise im Sprachgebrauch der EU-Rückstandsverordnung oder dem einschlägiger Bioanalyse- oder Lebensmittellabors, meint der Begriff Pestizide über den reinen „Insektizid“-Begriff hinaus jedoch auch alle Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel), Fungizide (Mittel gegen Pilzbefall) und Kunstdünger (Mittel für besseres Wachstum und Ertrag). In den folgenden Ausführungen legen wir den letzteren, weiter gefassten Pestizid-Begriff zugrunde.#
Ancient Tree White Moonlight Tee, von alten, biodivers kultivierten Teebäumen
Gründe für den Einsatz von Pestiziden im Teeanbau
Der Anbau in Monokultur ist in allen bedeutenden Tee-Erzeugerländern der Standard. Er ermöglicht den kontrollierten, nach industriellen und wirtschaftlichen Prinzipien organisierten Anbau von Tee zur Deckung eines Massenbedarfs zu möglichst günstigen Preisen. Die Nachteile von Monokulturen sind bekannt: Verlust natürlicher biodiverser Areale und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums anderer Arten, einseitige Auslaugung der Böden, Entwicklung überstarker Schädlingspopulationen, um nur die wichtigsten zu nennen. Jeder dieser Effekte steht in direkter Beziehung zur Entstehung der Notwendigkeit des Einsatzes von Pestiziden:
- Herbizide werden eingesetzt, um zu verhindern, dass die Natur die für den Teeanbau genutzten Areale zurückerobert.
- Fungizide werden genutzt, um durch den einseitigen Bewuchs begünstigten Pilzbefall zu verhindern.
- Inzektizide werden zur Bekämpfung von Insekten verwendet, die von der Teepflanze leben und die aufgrund der „relativen Überverfügbarkeit“ der Teepflanze im monokulturel bewirtschafteten Teegarten so starke Populationen entwickeln, dass sie zu „Schädlingen“ werden.
- Kunstdünger werden eingesetzt, um die durch die einseitige Auslaugung des Bodens entstehende Nährstoffarmut auszugleichen.
Ancient Tree White Moonlight Tee – unweltfreundlichder und gesunder Genuss
Schattenseiten des Pestizideinsatzes im Teeanbau
Darüber, wie schädlich Pestizidrückstände an Teeblättern für die Gesundheit wirklich sind, wurde und wird viel diskutiert. Eine klare und für alle solchen Substanzen allgemeingültige Aussage lässt sich hier kaum treffen. Sicher ist, dass bereits eine ganze Reihe von Substanzen in Gebrauch waren, die es im Laufe der vergangenen Jahrzehnte aufgrund ihres nachweislich gesundheitsschädigenden Potentials auf die Liste der in Deutschland bzw. in der EU vollständig verbotenen Pestizide geschafft haben. Beispiele hierfür wären das bereits seit längerem verbotene Insektizid E605 oder das jüngst immer mehr in die Kritik geratene Herbizid Glyphosat. Eine allgemeine Annahme, von der auch wir ausgehen, ist die, dass viele oder die meisten dieser Substanzen gesundheitsgefährdende Eigenschaften entwickeln können, wenn sie in den menschlichen Körper gelangen.
Ein Argument, das von Verteidigern des Einsatzes von Pestiziden in Bezug auf deren gesundheitsschädigendes Potential immer wieder ins Feld geführt wird, ist dass die im Teeanbau verwendeten und an der Pflanze Rückstände bildenden Pestizide in der Regel nicht wasserlöslich sind und diese Substanzen daher – da wir die Teeblätter normalerweise nicht mittrinken oder essen – gar nicht erst in unseren Körper gelangen und somit auch kein gesundheitsschädigendes Potential entfalten können. So richtig und beruhigend dieses Argument sein mag, trägt das Wissen um Pestizide in unserem Tee dennoch sicherlich nicht zu einer Aufwertung unseres subjektiv empfundenen Wertes eines Tees bei. Viele von uns trinken Tee gerade oder auch, weil er als gesundes Getränk gilt, eine Wahrnehmung, die von dem Wissen um signifikante Pestizidrückstände nicht gänzlich unbeschädigt bleiben kann.
Ein weitere Schattenseite übermäßigen Pestizideinsatzes sind dessen Auswirkungen auf unsere Umwelt. Ökosysteme sind in der Lage, in Boden und Grundwasser eingedrungene Pestizide bis zu einem gewissen Grad der Anreicherung zu „absorbieren“, d. h. abzubauen. Ist das System von zu hohen Konzentrationen belastet, verschiebt sich das ökologische Gleichgewicht und die Eigenschaften der einzelnen Elemente – allen voran die des Bodens und des Wassers – ändern sich. So führt übermäßiger Pestizideinsatz nicht nur zu möglicherweise gesundheitsschädlichen Rückstandsbelastungen an den Teepflanzen selbst, sondern hinterlässt seine Spuren auch für Jahre in Boden und Wasser und zieht so die Umwelt insgesamt in Mitleidenschaft.
Japanischer Kabuse Sencha Tee (Kabusecha) – hohe Bio-Standards
Was ist die EU Pestizidrückstandsverordnung für Tee?
Welche Pestizide genau und in welchen Konzentrationen ihre Rückstände in oder an Teeblättern als als unbedenklich, d. h. als nicht gesundheitsgefährdend angesehen werden, regelt in der EU die Pestizidrückstandsverordnung. Diese definiert für alle Substanzen, deren Nachweis in einem Tee in egal welcher Konzentration die Verkehrsfähigkeit dieses Tees in der EU nicht grundsätzlich ausschließt, Höchstwerte, die für die Verkehrsfähigkeit eines Tees in der EU nicht überschritten werden dürfen, während Rückstandsbelastungen dieser Substanzen, die unterhalb der definierten Grenzwerte liegen, als akzeptabel oder unbedenklich erachtet werden.
Darüber, ob die in der Rückstandsverordnung definierten Grenzwerte zu hoch – oder umgekehrt: zu niedrig – sind, wird viel diskutiert, mit einem breiten Spektrum vertretener Ansichten und Meinungen. Im weltweiten Vergleich – also beispielsweise auch im Vergleich mit einschlägigen Regelungen in den USA – gehören die europäischen Anforderungen mit zu den striktesten, und wir sind davon überzeugt, dass Tees, die den Anforderungen der EU Pestizidrückstandsverordnung für Tee entsprechen, grundsätzlich ohne Angst vor Gesundheitsgefährdungen getrunken werden können.
Unsere Thai-Oolongs: im Einklang mit der EU Rückstandsverordnung
Überwacht wird die Einhaltung der Anforderungen der EU-Rückstandsverordnungen in Deutschland vom Deutschen Zoll. Natürlich werden nicht alle Tee-Importe auf Pestizidrückstände und deren Konzentrationen überprüft, aber dies geschieht stichprobenartig. So wird derzeit – nur um ein Beispiel zu nennen – durchschnittlich etwa jede zweite bis dritte unserer Tee-Lieferungen aus China nicht nur den gewöhnlichen Verzollungsprozeduren (Zölle, Einfuhrumsatzsteuer) unterzogen, sondern wird vom Zoll Frankfurt darüber hinaus an das dort zuständige Hessische Landeslabor weitergeleitet, wo die EU-Verkehrsfähigkeit des Tees überprüft und bestätigt wird, bevor wir unsere Sendung endlich erhalten. In einzelnen Fällen wird sogar die Prüfung durch ein anerkanntes privates Lebensmittellabor angeordnet, was dann nicht nur Wochen dauert, sondern auch mit sehr hohen Kosten für uns verbunden ist. Gesetzlich ist der Händler in Deutschland dazu verpflichtet, die Verkehrsfähigkeit seiner Tees in der EU zu gewährleisten. Das heißt, fällt ein Tee bei einer Stichprobenkontrolle als nicht verkehrsfähig in der EU auf, so trägt der betreffende Händler in Deutschland nicht nur den Verlust der Sendung, sondern wird in der Regel wohl auch mit weiteren Überprüfungen seiner Tees zu rechnen haben.
Was ist „Bio“? – Das Deutsche / EU Bio-Siegel
Deutsches / EU Bio-Siegel (hier klicken für ausführlichen Wikipedia-Artikel)
In Deutschland ist der Begriff „Bio“ geschützt. Es dürfen nur Produkte, und damit auch Tees, als Bio bezeichnet werden, die mit dem Deutschen Biosiegel oder dem EU Biosiegel ausgezeichnet sind. Die Anforderungen dieser Siegel sind in einem Regelwerk niedergelegt, aus dem sich die Pestizdidfreiheit eines Tees als Hauptanforderung herauskristallisiert. Das heißt, wer einen mit dem Deutschen oder dem EU Biosiegel ausgezeichneten Tee kauft, sollte sicher sein können, dass dieser Tee keine Pestizidrückstände enthält. Was den größeren Umweltkontext betrifft, lassen beide Bio-Siegel allerdings zu wünschen übrig. Zwar finden sich „Nachhaltigkeit“ und allgemeine Umweltfreundlichkeit des Anbaus und der Verarbeitung von Produkten im Regelwerk des Deutschen und Bio-Siegels als sekundäre Ziele formuliert, haben aber keinen mandatorischen Charakter, d. h. die Siegel erklären zwar ihr Eintreten für umweltfreundlichen Anbau, machen diesen faktisch jedoch nicht zu einer zwingenden Bedingung für die Erteilung des Siegels.
„Bio“ vs. „Umweltfreundlich“ – zwei nicht deckungsgleiche Konzepte
Im volkstümlichen Gebrauch sind die Wahrnehmung und Verwendung der beiden Begriffe „Bio“ und „umweltfreundlich“ weitgehend synonym, d. h. man geht allgemein davon aus, dass ein „Bio“-Produkt auch umweltfreundlich und ein umweltfreundliches Produkt auch „Bio“ ist. Das stimmt so aber eigentlich nicht, denn tatsächlich kann ein Agrarprodukt, in unserem Fall Tee, pestizidfrei und dennoch alles andere als umweltfreundlich angebaut worden sein. Beispiele hierfür wären die Rodung wichtiger Wald- und Wildwuchsreserven zur Schaffung der entsprechenden Anbauflächen sowie alle anderen bekannten nachteiligen Auswirkungen von Monokulturen auf Umwelt und Öko-Systeme. Anders herum muss ein in schönster Biodiversität oder sogar wild gepflückter Tee nicht zwangsläufig auch pestizidfrei sein, z. B. wo Böden mit Altlasten kontaminiert sind oder bei dem punktuellen Einsatz von Substanzen an wild wachsenden Teebäumen oder in biodiversen Anbau-Kontexten. Trotzdem ist es natürlich so, dass der biologische Anbau von Tee tendenziell umweltfreundlicher sein wird als der nicht-biologische, schon deshalb, weil die Belastung der Umwelt durch die erwähnten Substanzen entfällt, während umgekehrt wilde und in Biodiversität angebaute Tees selten signifikante Pestizidrückstandswerte aufweisen werden, da sich der Einsatz von Pestiziden in intakten Ökosystemen einerseits weitestgehend erübrigt sowie weil die Pflanzen hier andererseits vergleichsweise schwer zugänglich und Behandlungen mit unverhältnismäßig hohem Aufwand und Kollateralschäden verbunden sind. Dennoch ist es sinnvoll, beide Konzepte voneinander zu unterscheiden, insbesondere deshalb, weil die ihrer Pflege in der Praxis zugrundeliegenden Motivationen unterschiedliche sind: während das Streben nach „Bio-Qualität“ den Fokus in erster Linie auf die direkten Auswirkungen schädlicher Substanzen auf die Gesundheit des einzelnen Verbrauchers legt, ist das Streben nach umweltfreundlichem Anbau das Produkt einer breiter gefächerten und langfristigeren Perspektive, die letztlich auch der Gesundheit des Verbrauchers in einem weiteren und nachhaltigeren Sinne zugute kommt.
In unserer Auffassung und der daraus resultierenden „SiamTee Gesundheits- und Umweltrichtlinie“ (siehe unten) verschmelzen beide Begriffe zu einem (ganzheitlichen) Konzept. Das heißt, wir fühlen uns einerseits der Gesundheit unserer Kunden direkt verpflichtet, sehen andererseits aber auch die Notwendigkeit der Erhaltung unserer Umwelt im Sinne der Erhaltung und aktiven Schaffung solcher ökologischer Rahmenbedingungen, wie sie langfristig gesehen für den nachhaltigen Anbau von gesundem Tee unverzichtbar sind. Unsere größten Sympathien liegen deshalb bei den wilden und in biodiversem Anbau kutlivierten Tees, und wir glauben, dass die Förderung und Weiterentwicklung biodiverser Anbaumethoden neben der Erhaltung der noch bestehenden natürlichen, ursprünglich wilden Areale die beste Option für die Zukunft des Teeanbaus darstellen.
Unser Bi Luo Chun – aus uralter Tradition biodiverser Kultivierung
Vorteile biodiverser Teeanbau-Methoden
Einfach ausgedrückt ist der große Vorteil biodiverser Anbaumethoden der, dass diese den pestizidfreien und umweltfreundlichen Anbau gleichzeitig ermöglichen. Das in einem biodiversen System herrschende Gleichgewicht verhindert, dass einzelne Arten in so großen Populationen auftreten, dass sie zu Schädlingen werden. Es sorgt für die Reproduktion von Nährstoffen im Boden und verfügt über eine natürliche Kapazität der Absorption von außen kommender Fremdeinwirkungen wie des menschlichen Eingriffs, beispielsweise durch das Pflücken von Teeblättern. Und: es sorgt durch die Aufrechterhaltung der jeweiligen Voraussetzungen dafür, dass die charakteristischen Eigenschaften eines Tees – und damit dessen Qualität – langfristig konstant bleiben.
Zu 100% perfekte biodiverse Systeme erschafft nur die Natur selbst. In dem Maße, in dem natürliche (wilde) Areale vom Menschen „ausgebeutet“ und den ökonomischen Anforderungen dieser Ausbeutung angepasst werden, in dem Maße ist ein Areal nicht mehr wild oder natürlich. Genau genommen bedeutet dies in letzter Konsequenz, dass es „wilden Tee“ eigentlich gar nicht gibt, denn sobald Teeblätter geerntet werden, findet ja ein Eingriff in das System statt, so dass dieses nicht mehr als vollkommen naturbelassen erachtet werden kann. Teeblätter werden zudem regelmäßig – je nach Art mindestens einmal jährlich – geerntet, das heißt, der Eingriff erfolgt auch nicht einmalig, sondern immer wieder. Als „wilden“ Tee bezeichnen wir realistischerweise daher einen Tee, der von Teepflanzen gepflückt wird, die – abgesehen vom regelmäßigen Pflücken der Teeblätter – in einem überwiegend naturbelassenen Areal wachsen.
Vor dem Hintergrund einer ständig wachsenden Weltbevölkerung und des unserem globalen Wirtschaftssystem immanenten Wachstumsdrucks schwinden wilde, naturbelassene Areale weltweit zusehends, so dass viele Teesorten heute auch an ihrem Herkunftsort aus echtem Wildwuchs nicht mehr verfügbar sind. Der allergrößte Teil des weltweit produzierten und konsumierten Tees wird daher in kontrollierter Monokulur angebaut, mit all dessen dargestellten wirtschaftlichen Vorteilen und gesundheits- und umweltmäßigen Nachteilen. Eine wirtschaftlich aufwändigere, aber dafür gesunde und umweltfreundliche Alternative zum Anbau von Tee in Monokultur bietet unserer Meinung nach der biodiverse Anbau, entweder in Form der schonenden und möglichst eingriffsarmen Kultivation und Erhaltung ehemals wilder Areale oder in Form der gezielten Schaffung biodiverser, also naturnaher artenreicher Areale, auf einstigem Brachland oder monokulturell genutzten Flächen. Wir glauben, dass dies die beste Möglichkeit ist, unsere direkten gesundheitlichen Interessen mit denen einer gesunden Umwelt – und damit indirekt auch wieder denen unserer eigenen Gesundheit – dauerhaft in Einklang zu bringen, und unterstützen dahin gehende Initiativen, indem wir gezielt nach Tee aus biodiverser Kultivation suchen und die Ergebnisse dieser Suche wo immer preislich und organisatorisch möglich auch anbieten.
White Peony aus biodiversem Anbau – hohe Qualität Dank reiner Natur
Welche Möglichkeiten stehen Händlern zur Gewährleistung der Übereinstimmung mit der einschlägigen EU-Richtlinie und/oder der Pestizidfreiheit von Tee zur Verfügung?
Woher weiß nun ein Händler, also beispielsweise wir, ob ein Tee pestizidfrei ist oder den Anforderungen an die Verkehrsfähigkeit in der EU entspricht? Hierzu stehen uns grundsätzlich drei Möglichkeiten zur Verfügung:
- Zertifizierung auf Erzeuger-/Großhändlerebene: viele – insbesondere größere und kapitalstärkere – Erzeuger und Großhändler lassen ihre Tees zur besseren Vermarktbarkeit von allgemein anerkannten einschlägigen Institutionen testen und zertifizieren. Dies erspart Einzelhändlern und Teefachgeschäften einiges an Kosten und Eigeninitiative, während sie – und mit ihnen der Kunde – mit solcher Zertifizierung sozusagen auf der sicheren Seite sind. Der große Nachteil dieser Option liegt darin, dass kleinere Erzeuger und Zwischenhändler solche Zertifizierung aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten nicht leisten können und ihr Tee es deshalb schwer hat, auf den deutschen Markt zu gelangen. Gute Beispiele hierfür kennen wir aus unserer eigenen Praxis. So stammen praktisch alle unsere thailändischen Tees (bis auf den wilden ShanTee) von einem relativ kleinen Familienbetrieb, der eine solche Zertifizierung nicht leisten kann. Für diese Tees bleibt uns daher keine andere Möglichkeit als die Finanzierung und Durchführung von
- Tests in Eigeninitiative bei renommierten Bioanalyse- und Lebensmittellabors: wir senden von Zeit zu Zeit Proben einzelner Tees unseres thailändischen Erzeuger-Partners oder Mischproben aus diesen zum Test auf EU-Verkehrsfähigkeit an ein renommiertes deutsches Bioanalyse-Labor. Die Ergebnisse dieser Tests waren bisher immer zu unserer vollsten Zufriedenheit. Zwar können wir den Tees unseres Erzeuger-Partners in Nordthailand keine absolute Pestizidfreiheit bescheinigen, aber gefundene Rückstandsbelastungen lagen bei unseren bisherigen Tests immer klar im grünen Bereich, d.h. deutlich unter den in der EU zugelassenen Grenzwerten, so dass die Verkehrsfähigkeit unserer thailändischen Tees in der EU – und damit unserer Ansicht nach auch deren gesundheitliche Unbedenklichkeit – gewährleistet ist. Natürlich sind Stichproben immer nur Stichproben, und auch wir können aus Kostengründen längst nicht jeden Tee unseres thailändischen Erzeuger-Partners jedes Jahr testen lassen. In der so entstehenden Grauzone kommt der wohl älteste und natürlichste Qualitätsgarant zum Tragen, die
- Vertrauensbasis mit dem Lieferanten: im Allgemeinen ist Treu und Glauben gegenüber dem Erzeuger/Liefeanten eher nicht die Basis, auf der man nach unseren Erfahrungen als Händler die Pestizidbelastung eines Tees normalerweise zuverlässig beurteilen kann. Allerdings gibt es hierzu Ausnahmen. Zu unserem Erzeuger-Partner in Nordthailand verbindet mich nach Jahren der Zusammenarbeit ein fast familiäres Verhältnis, und ich habe so viel Zeit in deren Teegärten verbracht, dass ich – zusammen mit den von Zeit zu Zeit durchgeführten Stichprobentests – mit gutem Gewissen davon überzeugt sein kann, dass sich auch zwischen den Stichprobenentnahmen keine unangenehmen Überraschungen verbergen. Unser Erzeugerpartner hat sich während dieser Jahre immer – auch da, wo dies auf dem Prüfstein stand – als ethisch korrekter Partner mit einer echten und ehrlichen Leidenschaft für möglichst naturreinen gesunden Tee erwiesen. Kontrolle mag besser sein, aber Vertrauen ist gut, und ganz ohne solches Vertrauen wären wir auch mit einem Höchstmaß an Kontrollaufwand nicht in der Lage, euch unsere wundervollen Tees aus Nordthailand anzubieten.
White Peony aus biodiversem Anbau – Tee bewusst genießen
Fazit / Zukunftsperspektive: Reale Chancen und Hürden von biodiversem Anbau
Nachdem wir in unseren Ausführungen oben die biodiverse, also möglichst naturnahe Kultivierung als DIE gesundheits- und umweltfreundliche Alternative für den Teeanbau der Zukunft identifiziert haben, müssen wir uns die Frage stellen, welche Chancen dieser Gedanke tatsächlich auf eine großflächige Umsetzung hat und welche Probleme dem entgegenstehen.
Ein Problem ist sicherlich das „Awareness“-Problem. Viele Menschen nehmen Rückstandsbelastungen von Tee als ein als notwendig wahrgenommenes Übel in Kauf, andere begnügen sich damit, dass der von ihnen konsumierte Tee für ihre Gesundheit unbedenklich ist, ob nun im Rahmen einer wie auch immer gearteten Verkehrsfähigkeit mit definierten Belastungsgrenzen oder in Form der Forderung vollständiger Pestizidfreiheit für ihre Tees. Nach wie vor ist nur eine Minderheit der Teekonsumenten bereit, den Preis zu zahlen, der mit dem wirklich umweltfreundlichen Anbau gesunden Tees verbunden ist. Eine andere nicht zu unterschätzene Komponente des „Awareness“-Problems ist das mangelnde Bewusstsein für den Wert von Gesundheit und Umweltschutz in den Erzeugerländern.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an einschlägigem Knowhow. Die umweltfreundliche Kultivierung und Bestellung von Teepflanzen in biodiversen Settings, sowie in noch größerem Maße die initiale Schaffung geeigneter biodiverser Areale und Ökosysteme erfordert eine Menge spezifischer Kenntnisse, die unter konventionellen Teebauern keineswegs selbstverständlich sind. Unsere Hauptfundgrube biodivers kultivierter Tees ist daher ausgerechnet das Land, das sonst eher für seine schlechten Standards betreffend den Einsatz von Pestiziden bekannt ist, nämlich China. Dort besteht in Nischen vielfach noch ein „altes“ Wissen um die Feinheiten des Teeanbaus ohne Pestizide, das in Form von Familientraditionen seit langer Zeit von einer Generation zur anderen weitergereicht und gepflegt wird, nebst Restbeständen an von diesen Familien bewirtschafteten wilden oder „semi-wilden“, also weitgehend naturbelassenen Arealen. Eine ganze Reihe solcher Tees zieren unsere Linie „Grosse Tees Chinas“. In Nordthailand finden sich wilde Vorkommen nur von der dort von jeher heimischen Camellia Sinensis Assamica Teebaum-Spezies. Diese sind zum Teil bis heute naturbelassen (Beispiel: unser ShanTee), zu einem anderen Teil sind sie eingebettet in mehr oder weniger biodiverse oder monokulturelle Strukturen. Und aus Japan haben wir – trotz der dort weit verbreiteten sehr hohen Bio-Standards – bisher nur ausschließlich in Monokultur angebaute Tees kennengelernt. Unsere Tees aus Japan sind daher alle pestizidfrei, kommen aber nicht aus biodiversem Anbau.
Thai Oriental Beauty Oolong Tee: Interaktion der Teepflanze mit Kleinzikaden ein Muss
Die Faktoren, die den Anbau von Tee in Monokultur und den damit verbundenen Pestizideinsatz motivieren und begünstigen, also im Wesentlichen das Weltbevölkerungswachstum, der unserem globalen Wirtschaftssystem immanente Wachstumsimperativ und die damit einhergehende ökonomische Rationalisierung der Anbaumethoden verlieren aktuell oder im Laufe der Zeit nicht etwa an Wirkung, sondern werden vor dem Hintergrund dieser tendenziell einseitigen Impulse sogar eher ständig stärker. Biodivers angebaute Produkte sind daher trotz des gestiegenen Gesundheits-und Umweltbewusstseins unter den westlichen Verbrauchern nach wie vor eher ein Nischenmarkt als der Normalfall, was ihre tatsächliche Umwelteffizienz letztlich drastisch begrenzt. Nur ein signifikanter Paradigmenwechsel hin zu einer „Weniger ist Mehr“-Mentalität, in der Konsumenten ganz allgemein bewusster konsumieren, Erzeuger entsprechend bewusster produzieren und wo der Qualität von Tee klaren Vorrang vor Quantität, Verfübarkeit und einem als „billig“ wahrgenommen Preis eingeräumt wird, kann oder könnte hier eine echte Veränderung bewirken. Mit unserem besonderen Engagement für das Angebot pestizidfreier Tees aus biodiversem Anbau und der Formulierung unserer im Folgenden niedergelegten SiamTee Umwelt- und Gesundheitsrichtlinie hoffen wir, einen konstruktiven Beitrag zu einem solchen Bewusstseinswandel zu leisten.
biodivers ist weniger fotogen, aber das Beste für Umwelt,Gesundheit UND Tee
Wilder „Teegarten“ in Nordthailand („ShanTee“)
SiamTee Gesundheits- und Umweltrichtlinie
- Wir fördern ganz besonders die umweltschonende Einbringung von wilden Tees, die Erhaltung solcher wilder Bestände an Teebäumen und Teebüschen in ihren natürlichen Umfeldern, sowie die Kultivierung von Tee in biodivers organisierten und nach organischen Anbauprinzipien betriebenen Teegärten durch den gezielten bevorzugten Einkauf vieler unserer Tees aus solchen nachweislich natürlichen Reserven und biodivers strukturierten Teegärten.
- Wo wir unsere Tees nicht wild oder aus biodiversem Anbau finden können, oder nur zu einem unserer Meinung nach zu hohen Preis oder in einer unserer Meinung nach unzureichenden Qualität, bieten wir nach Möglichkeit zertifiziert pestizidfreie Tees an, wobei wir darauf achten, dass die Zertifizierungen von reputierten und glaubwürdigen Zertifizierungsinstanzen stammen, also beispielsweise nicht vom chinesischen Landwirtschaftsministerium, aber durchaus von Eurofins oder der amerikanischen Lebensmittelbehörde (USDA).
- Wo wir Tee nicht zertifiziert pestizidfrei finden können, oder nur zu einem unserer Meinung nach zu hohen Preis oder in einer unserer Meinung nach unzureichenden Qualität, bieten wir Tees an, die nach glaubwürdiger Zertifizierung einer angesehenen Zertifizierungsinstanz (beispielsweise eines renommierten deutschen Lebensmittellabors oder Eurofins) der EU-Rückstandsverordnung für Tee entsprechen und als in der EU verkehrsfähig erachtet werden.
- Wo wir einen Tee als „wild“ bezeichnen, stammt dieser von wild wachsenden Teebäumen und ist pestizidfrei.
- Wo wir einen Tee als „aus biodiversem Anbau“ oder „semi-wild“ bezeichnen, stammt der Tee aus einer biodiversen Form der Kultivierung, die dem wilden Zustand nachempfunden ist und/oder diesem nahekommt, und ist pestizidfrei.
- Wo wir einen Tee als „organisch angebaut“ oder „aus organischem Anbau“ oder ähnlich bezeichnen, ist der Tee pestizidfrei.
- Wo wir einen Tee weder als wild noch als organisch oder als biodivers angebaut bezeichnen, stammt der Tee aus konventionellem Anbau und entspricht mindestens den Anforderungen der EU-Pestizidrückstandsverordnung für Tee und der EU-Verkehrsfähigkeit.
- Keiner unserer Tees entspricht nicht mindestens den Anforderungen der EU-Pestizidrückstandsverordnung und der EU-Verkehrsfähigkeit.
Nach Herkunftsländern bedeutet dies für unsere Tees:
- Unsere Tees aus Nordthailand entsprechen alle mindestens den Anforderungen der Verkehrsfähigkeit in der EU. Mögliche Rückstandsbelastungen werden nach dieser Auffassung als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Den Nachweis der Verkehrsfähigkeit in der EU erbringen wir durch Stichprobenkontrollen in einem anerkannten deutschen Bioanalyse-Labor in Eigenverantwortung.
- Unsere Tees aus China entsprechen hinsichtlich Rückstandsbelastungen entweder mindestens den Anforderungen der EU-Verkehrsfähigkeit ODER oder sind pestizidfrei („organisch angebaut“ oder „aus organischem Anbau“) ODER stammen aus wilder oder biodiverser Kultivation („wild“, bzw. „biodivers angebaut“ oder „aus biodiversem Anbau“) und sind pestizidfrei. Den Nachweis hierfür erbringen wir jeweils durch bestehende Zertifizierungen renommierter Zertifizierungsstellen auf Erzeuger-/Großhändlerebene.
- Unsere Tees aus Japan sind alle pestizidfrei („organisch angebaut“ oder „aus organischem Anbau“). Den Nachweis hierfür erbringen wir jeweils durch bestehende Zertifizierungen renommierter Zertifizierungsstellen auf Erzeuger-/Großhändlerebene. Ein Großteil unserer japanischen Tees wird vom Erzeuger uns gegenüber als mit dem Deutschen / EU Biosiegel ausgewiesen. Da wir die Tees aber umverpacken (von kg-Packungen in kleinere Einheiten) ist es uns durch in Deutschland geltendes Recht nicht erlaubt, diese Zertifizierung auf den so umverpackten Tees auszuweisen oder die Tees anderweitig als „Bio“ zu bezeichnen.