Es geschah zur Zeit der Song-Dynastie im Jahr 1107, dass der damalige Kaiser von China Huizhong sein Buch „Da Guan Cha Lun“ („Eine Abhandlung von Tee“)veröffentlichte, welches heute – neben Lu Yu’s „The Classic of Tea“ – als eine der beiden monumentalsten bekannten historischen Schriften über Tee gilt. Der vorgebliche Autor des Buches, Kaiser Huizhong, war zu seiner Zeit als leidenschaftlicher – wenn nicht besessener – Forschender auf dem Gebiet des Tees bekannt, der mit Ehrgeiz an der Perfektionierung seiner Fertigkeit in der Teezeremonie übte und sich einen Ruf als Organisator hochrangiger Tee-Wettbewerbe und Veranstaltungen machte. Selbst praktizierender Dichter, Maler, Kalligraph und Musiker, galt er darüber hinaus als großer Förderer der Kunst im Allgemeinen. Historiker bezweifeln jedoch, dass das „Da Guan Cha Lun“ wirklich vom Kaiser selbst geschrieben wurde. Vielmehr wird vermutet, dass eine andere, aus seinem direkten Umfeld stammende Person der tatsächliche Verfasser des Buches ist.
Auszug aus dem “ Da Guan Cha Lun“ – “ Eine Abhandlung von Tee“ *
„Abhandlung von Tee“ bedeutet in diesem Fall eine detaillierte Beschreibung aller Phasen und Aspekte des gesamten Zyklus des Teeblatts, vom Busch oder Baum bis zum Gaumen und darüber hinaus, wobei die einzelnen Kapitel des Buches Themen wie Klima, Ernte, Dämpfen und Pressen, Verarbeitung, Prüfung und Bewertung, Mahlen, Instrumente und Gefäße der Teezubereitung, Aspekte der Teezeremonie, Wasser, Geschmack, Duft, Farbe und Lagerung gewidmet sind. Darüber hinaus begründet die Schrift ein philosophisches Konzept von Tee und bettet dessen Rolle in die sozialen Strukturen und den weiter gefassten philosophischen Kontext der damaligen Zeit (hier vor allem: Taoismus) ein. Das Folgende ist ein Auszug aus dem Vorwort zum Da Guan Cha Lun, der sowohl den poetischen Stil illustriert, in dem dieses Buch geschrieben ist, sowie des Autors Leidenschaft für Tee und Sicht der Welt:
„Tee ist eine Pflanze, in der sich die aromatischen Dünste von Ou und Min und das göttliche Geschenk der Berge und Flüsse manifestieren. Er reinigt das Herz, befreit von Hindernissen und weist uns einen Weg zu Reinheit und Harmonie. Er ist nichts, das ein gemeiner Mann oder ein Kind je verstehen könnte. Tee ist mild und unaufdringlich, einfach und rein; seine Natur ist erhaben und von stiller Gleichmut. Er ist nichts, das Menschen, die in Zeiten von Zwang und Strapaze leben, je schätzen könnten.“ *
Chinesisches Song-Reich zu Zeiten Huizhongs; Anji-Location
Aufmerksam auf den Kaiser Huizhong und seine „Abhandlung von Tee“ wurde ich ursprünglich bei meinen ersten Verkostungen von Anji Bai Cha, was übersetzt so viel heißt wie „Anji Weißer Tee“, und meinen damit verbundenen Anstrengungen, mehr über diesen „weißer“ Tee genannten grünen Tee herauszufinden. Warum „weißer Tee“, wenn es doch ein grüner Tee ist? Wenn wir heute von „weißem Tee” sprechen, meinen wir damit gewöhnlich entweder einen Bai Mu Dan (White Peony) oder einen Silver Needle Weißer Tee. Anji Bai Cha ist jedoch keines von diesen. Anji Bai Cha wird regulär als ein grüner Tee verarbeitet, der einmal jährlich, um die Zeit des am 4. April abgehaltenen chinesischen Qingming-Festivals (Chinesischer „Ahnengedenktag“) vom Anji Bai Cha Teekultivar geerntet wird. Abgesehen von seinem feinen, herausragend frischen Zitrus-/Spargelgeschmack ist er bekannt für seinen ungewöhnlich hohen Gehalt an Aminosäuren, insbesondere Theanin, bei – verglichen mit anderen grünen Tees – eher niedrigem Polyphenol-Gehalt. Ersteres ist einer der Hauptfaktoren für das Zustandekommen des einzigartigen Geschmack dieses Tees, während letzteres für dessen geringen Chlorophyll-Gehalt und damit für die weiße Farbe der Anji Bai Cha Teeknospen im frühen Frühling verantwortlich ist.
Anji Bai Cha Grüner Tee Verarbeitung – Erhitzen; Foto mit freundlicher Genehmigung von simplytea.dk
Bei dem Versuch herauszufinden, woher Anji Bai Cha seinen Namen „Anji Weißer Tee“ hat, stößt man unweigerlich auf die „Legende des Anji Bai Bai“, die ihren Ursprung nirgendwo anders als in Huizhongs Da Guan Cha Lun hat. Dort ist einen eigenes Kapitel mit dem Titel „Bai Cha“ (= „weißer Tee“) dem Lieblingstee des Autors gewidmet, welchen dieser als einen grünen Tee beschreibt, stammend von einer Teepflanze mit weißen Frühlingsknospen, deren Farbe sich erst gegen Ende April zu einem hellen Grün wandelt. Zur Erinnerung, dies war die Zeit zu Beginn des 2. Jahrtausends, als die Teepflanze, ursprünglich ein großblättriger, in der chinesischen Provinz Yunnan heimischer Baum, begann, sich innerhalb Chinas in nördlicher und östlicher Richtung zu verbreiten und im Zuge dieser Verbreitung – in Anpassung an die geologischen und klimatischen Bedingungen neuer Orte – immer neue, kleinblättrigere „Kultivare“ von kleinerem Wuchs (Büsche) und jeweils eigenen individuellen Eigenschaften zu produzieren. Dieser besondere, in Huizhongs „Abhandlung von Tee“ erwähnte und im Detail beschriebene Teekultivar jedoch, verschwand scheinbar vollständig vom Bildschirm, nachdem das Song-Imperium vorübergehend von der Jin-Dynastie (der mandschurischen Jurchen) erobert worden war, ein Ereignis, das unter anderem zur Folge hatte, dass Kaiser Huizhong die letzten 10 Jahre seines Leben in jurchenischer Kriegsgefangenschaft verbracht. Und so wurde die im Da Guan Cha Lun beschriebene Anji Bai Cha Teepflanze zur Legende, der Welt nur bekannt aus der schriftlichen Überlieferung, angesiedelt irgendwo in der Grauzone zwischen Geschichte und bloßem Märchen.
gelblich-grüne getrocknete und gerollte Anji Bai Cha Grüner Tee Teeblätter
Erst über 900 Jahre später, im Jahr 1982, wurde im Bezirk Anji der chinesischen Provinz Zhejiang ein einzelner Teebusch entdeckt, der der alten Beschreibung im Da Guan Cha Lun entspricht und von dem Tee-Forscher glauben, dass er ein lebender Vertreter eben jenen „verlorenen“ Tee-Kultivars sein könnte. Angesichts der erstaunlich genauen Beschreibung in Huizhongs „Abhandlung von Tee“ und der Tatsache, dass nur diese eine Teepflanze dieser Beschreibung entspricht und nach Geographie und Eigenschaften gerecht wird, liegt es tatsächlich nahe zu glauben, dass hier eine Legende wahr wurde. Es ist ein bisschen so (wenn auch nicht genauso) wie einem Drachen zu begegnen, der dir von seinem Kampf mit einem Typen namens Siegfried erzählt, und dir einfällt, dass du diese Geschichte als Kind im Buch der Nibelungensage gelesen hast.
Anji Bai Cha „Mutterbusch“; Bild mit freundlicher Genehmigung von simplytea.dk
Nun, gut, es gibt vielleicht keine Drachen und mag nie welche gegeben haben, aber Teepflanzen gibt es – ein Glück – tatsächlich, und dies seit Tausenden von Jahren. Aber ist es nicht erstaunlich, wie diese besondere Teepflanze, die Anji Bai Cha oder „Anji Weißer Tee“ Teepflanze, einst bekannt war und dann von der Bildfläche verschwand (oder in Vergessenheit geriet?), um erst nach nach 900 Jahren in Gestalt eines einzigen entdeckten Vertreters wieder aufzutauchen? Selbstverständlich überlässt die moderne Welt – oder vielleicht besser: die moderne Wirtschaft – die zukünftige Verfügbarkeit eines solchen Tees auf dem Markt und die daraus erwachsenden wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht dem Zufall. Folglich wurde das gefundene Exemplar seit seiner Entdeckung im Jahr 1982 gezüchtet, vermehrt und kommerziell angebaut, so dass Anji Bai Cha Grüner Tee mittlerweile relative verfügbar geworden ist. Dennoch ist der Anbau des Kultivars bis heute auf dessen genuinen Herkunftsort beschränkt (siehe unseren Artikel Die Globalisierung von Teekultivaren), und der Name Anji Bai Cha wurde in der Zwischenzeit für Tees mit Bindung an diesen speziellen Kultivar und geographischen Ort geschützt. Als Folge hiervon ist innerhalb des korrekten Zeitfensters (erste Aprilhälfte) und mit gutem Pflückstandard (1 Knospe zu 1-2 Blätter) geernteter Anji Bai Cha Grüner Tee immer noch eine relative Rarität und hat als solche ihren Preis.
Anji Bai Cha „Mutterbusch“; Foto mit freundlicher Genehmigung von simplytea.dk
Während der Preis von „seltenen“ Dingen sich oft hauptsächlich oder in einigen Fälle auch ausschließlich von ihrer Seltenheit hergeleitet und gerechtfertigt erscheint, ist dies bei Anji Bai Cha Grüner Tee nicht der Fall. Wenn die klassische, ursprünglich im Jahr 1959 vom chinesischen Landwirtschaftsministerium herausgegebene Liste der Zehn Größten Tees Chinas“ oder “ Großen Tees Chinas“ heute neu geschrieben werden würde, wäre Anji Bai Cha Grüner Tee sicherlich einer der aussichtsreichsten Kandidaten. Jeder Liebhaber grüner Tees wird beim seiner ersten „Begegnung“ mit Anji Bai Cha Grüner Tee sofort erkennen, dass der einzigartige Geschmack und die besonderen Eigenschaften des aus der Anji Bai Cha Teepflanze gewonnenen grünen Tees diesen Tee zu einem Luxus „per se“ machen. Zumindest sind wir bei SiamTee zu eben diesem Urteil gelangt und haben die gesamte Skala unserer anspruchsvollen Auswahlkriterien angelegt, um als Ergebnis mit einem Anji Bai Cha Grüner Tee aufwarten zu können, der nach organischen Anbauprinzipien in einem semi-wilden (biodiversen) Teegarten in Anji County angebaut wird und der alle einzigartigen Charakteristika und Vorzüge dieses Tees in herausragender Weise aufweist. Das Ergebnis ist ein Tee, von dem wir glauben, dass er – selten oder nicht – sein Geld in jeder Hinsicht Wert ist. Nun, wenn es darum geht, exklusive Teesorten in bester Qualität und zu erschwinglichen Preisen ausfindig zu machen, wissen wir, wo wir suchen müssen!
Semi-Wilder High Mountain Anji Bai Cha Grüner Tee
Für weitere Informationen und Illustrationen zu Anji Bai Cha Grüner Tee und unser Online-Angebot für semi-wilden High Mountain Anji Bai Cha Grüner Tee im Siam Tee Shop, klicken Sie bitte auf den obigen Link.
*Quelle: „Huizong’s Tea Manual – A Discourse on Tea from the Daguan Reign Period„, by Ronald Egan, University of California, Santa Barbara