Phang Kham – Heimat des ShanTee : Revisited 2019
Pang Kham – Teedorf im Niemandsland 2010
Fast 10 Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal das Tee-Dorf Pang Kham, Herkunftsort meines ShanTee, besucht habe. Seinerzeit war der kurz vor der grünen Grenze im Hochland zwischen Thailand und Myanmar gelegene Ort nur schwer zugänglich gewesen. Die letzten 30 Kilometer hatten über holprige Sand- und Schotterstraßen geführt. Diese wiederum waren gespickt mit Straßensperren des thailändischen Militärs, an denen es für gewöhnliche Reisende kein Weiter gab. Damals hatte ich einen ortskundigen Führer dabeigehabt, der uns durch all dies hindurchlotste. Was mich ursprünglich zu der Reise nach Pang Kham motiviert hatte, waren Gerüchte über einen uralten wilden Teebaumbestand in der Nähe des Dorfes gewesen.
In Pang Kham fand ich dann einen alten Shan-Farmer, der im Ort eine kleine Tee-Fabrik bestellte. Hier verarbeitete er die von den Teebäumen gepflückten Blätter zu einem wahrhaft authentischen „sheng“ in allerbester Pflück- und Verarbeitungsqualität. Und so kam es, dass ich meine ersten 360kg Tee für Wiederverkaufszwecke erwarb und nach Deutschland schickte. Dort reift mein ShanTee seither zu immer beachtlicherem Hochgenuss und erfreut sich im Siam Tee Shop einer wachsenden Fan-Gemeinde… Die ganze Geschichte meiner ersten Reise nach Pang Kham erzählt mein nunmehr ebenfalls fast 10 Jahre alte Blogartikel
Pang Kham – Teedorf im Niemandsland
Phang Kham – Teedorf im Niemandsland Revisited 2019
10 Jahre sind eine lange Zeit… So lange, dass selbst mein bescheidener Tee-Shop es inzwischen geschafft hat, den ursprünglich doch recht üppigen Vorrat and ShanTee auf einen beängstigend überschaubaren Restbestand zu verringern. Pang Kham stand deshalb bei meinem diesjährigen Besuch in Nordthailand sozusagen auf der „Muss-Liste“… Und natürlich war ich gespannt, ob ich Pang Kham, die Teebäume, meinen alten ShanTee-Farmer und seine seinerzeit doch äußerst rustikale Teefabrik wiederfinden würde.
Die Straße nach Pang Kham 2019
Nun, ersteres sollte sich als ein Kinderspiel erweisen… Aus der Sand- und Schotterpiste ist inzwischen eine durchgehend asphaltierte Straße geworden. Und auf dieser findet man Pang Kham heute ganz einfach, indem man der einschlägigen Beschilderung folgt.
Unverändert atemberaubend ist dagegen die Panorama-Aussicht auf das umliegende Hochland, welche man fast den ganzen Weg entlang bewundern kann. Guten Fotos davon ist dabei allerdings häufig die inzwischen proper verlegte Stromleitung im Weg…
Auch heute noch versperren Straßensperren der Thai Army uns wiederholt den Weg. Aber es scheinen weniger geworden zu sein… Und die Alarmbereitschaft der Soldaten kocht auf kleiner Flamme. Dass jemand nach Pang Kham fährt, um Tee zu kaufen, scheinen sie jedenfalls nicht ungewöhnlich zu finden.
Auch sonst hat sich während der vergangenen 10 Jahre einiges getan, was das einstige Niemandsland heute mit der Welt verbindet. So verfügt Pang Kham neben elektrischem Strom inzwischen über deutlich besseres Internet als mein Heimatdorf im Nordsaarland…
Pang Kham – Heimat des ShanTee 2019
Bei der Einfahrt in Pang Kham hüpft mein Herz vor Freude, als das Gebäude der alten Teefabrik vor uns auftaucht. Dazu gibt es deutliche Hinweise darauf, dass hier nach wie vor Tee verarbeitet wird…
Einen Dämpfer erfährt meine Freude dann mit der Nachricht, dass „mein“ alter Shan-Farmer nicht mehr hier ist. Gerade vor 2 Jahren ist er zurück in die Shan-Gebiete jenseits der Grenze gegangen. Die Tee-Produktion in Pang Kham hat er dabei einem jüngeren Mann aus dem engeren Kreis der Familie überantwortet. Nun, wir werden sehen…
Auf zu einem Rundgang durch die inzwischen moderat modernisierte Verarbeitungshalle. Hier liefert ein Blick in die zur Auslieferung bereitstehenden Tee-Kisten erste Hinweise darauf, dass der Generationswechsel dem ShanTee keineswegs geschadet haben muss. Eine Hoffnung, die sich bei anschließender Verkostung alsbald als Fakt erweist. Und so kommt das grüne Häkchen unter den Plan, mit dem ich diesmal nach Pang Kahm gefahren bin…
Was ist ShanTee / Sheng Hei Cha?
Nun, was ist eigentlich ShanTee? Ein „sheng hei cha“, wie der Wissende wohl sagen würde, aber was ist ein „sheng hei cha“? Wären wir in Yunnan, würde ich sagen, ein Sheng Pu Erh Tee… „sheng“, das heißt natürlich reifender, sonnengetrockneter und ansonsten weitgehend wie grüner Tee verarbeiteter Tee aus Blättern großblättriger Teebaum-Varietäten. Stehen die Teebäume in Yunnan, so heißt der Tee „sheng“ Pu Erh Tee. Allerdings ist die Bezeichnung Pu Erh Tee für solchen Tee aus Yunnan geschützt. Nun gibt es auch in einigen der an Yunnan angrenzenden Provinzen vergleichbare Teebäume. Und das gleiche gilt für angrenzende Länder wie Laos, Myanmar und Nordthailand. Dort bezeichnet man solchen Tee nun nicht als Pu Erh Tee, sondern als „hei cha“ oder „dunkler Tee“.
Dann, warum „ShanTee“? Ganz einfach, weil die Bevölkerung des Dorfes Pang Kham aus Angehörigen der Shan-Ethnizität (auch: „Tai Yai“) besteht. Überwiegend handelt es sich dabei um Familien, die vor den anhaltenden Unruhen in den Shan-Gebieten jenseits der Grenze geflüchtet sind. In Nordthailand suchen sie Schutz, Sicherheit und ein normales Leben. Auch die Erzeuger unseres Tee aus Pang Kham sind solche Shan-Flüchtlinge. Und da die Teekultur ihres Volkes quasi Pate steht für diesen Tee, habe ich ihm diesen Namen gegeben.
ShanTee Wild Sheng Hei Cha als Jahrgangstee im Siam Tee Shop
Über die Jahre, während derer ich dem ShanTee 2010 mit wachsender Begeisterung beim Reifen zugeschaut habe, ist eine Idee in mir herangereift. Warum nicht diesen Tee als Jahrgangstee im Siam Tee Shop anbieten? Dem entgegen stand zunächst die schwere Zugänglichkeit des Ortes, welche regelmäßige Lieferungen seinerzeit unmöglich gemacht hatte. Nun fand ich allerdings beste Voraussetzungen für die Umsetzung meines Plans: gute Kommunikations-Infrastruktur, praktikable Verkehrsanbindung, stabile regelmäßige Produktion, beste Qualitätsstandards… Und kein Grund weit und breit, warum dies nicht auch so bleiben sollte.
ShanTee wird es deshalb ab 2019 als fortlaufenden Jahrgangstee im Siam Tee Shop geben! 10kg des Jahrgangs 2019 habe ich bei meinem Besuch natürlich gleich mitgenommen. Dies warten aktuell in Thailand auf den anstehenden Versand nach Deutschland warten,
Die Teebäume von Phang Kham
1990 hatte mein alter ShanTee-Farmer mich zu einem Ort unweit des Dorfes gebracht, wo wir mehrere hundert Jahre alte Teebäume in ihrem natürlichen Umfeld bewundern konnten. Leider hatten wir – oder vielmehr mein Fahrer – bei meinem Besuch 2019 nicht die Zeit für den damit verbundenen Fußmarksch durch den Dschungel. Nun, aufgehoben ist nicht aufgeschoben… Jedenfalls stehen jene alten Teebäume Pate für die inzwischen etwa 70 Jahre alten Teebäumchen am Ortsrand von Pang Kham.
Urheber der Pflanzung sind nicht die jetzigen Bewohner des überwiegend von Flüchtlingen aus den Shan-Staaten bevölkerten Dorfes. Vielmehr lassen das Alter der Bäume und eine verlassende Siedlung unweit von Pang Kham darauf schließen, dass die ursprüngliche Pflanzung auf chinesische Kuomintang-Siedler zurückgeht. Diese ließen sich nach der Vertreibung von Chiang Kai-sheks Armee aus China an verschiedenen Orten des heutigen Nordthailand und Myanmar nieder. So entstand beispielsweise auch Nordthailands wichtigste Tee-Stadt, Doi Mae Salong. Aus welchen Gründen auch immer, die Siedlung nahe dem heutigen Pang Kham verließen sie offenbar wieder. Was sie zurückließen, waren ihren Teebäume, welche wiederum Jahre später Gründung und Gedeihen einer neuen Siedlung inspirieren sollten.
Pang Kham für interessierte Nordthailand-Reisende
Wenige Kilometer nach Pangmapha in Richtung Mae Hong Son geht es rechts weg von der Hauptstraße. Von hier aus ist Pang Kham ausgeschildert… Die Straße ist mit Motorrad oder Auto befahrbar. Es empfiehlt sich allerdings nach wie vor, mindestens jemand dabeizuhaben, der Thai spricht. Denn ohne vernünftige Erklärung, warum man dort hin will, werden die Armeeposten Touristen die Durchfahrt auch heute noch verwehren.
In Pang Kham selbst gibt es inzwischen eine „Homestay“-Option, gleich rechter Hand nach der Einfahrt ins Dorf. Und nur wenige Meter weiter linksseitig der Dorfstraße findet ihr „meine ShanTee-Fabrik“. Schwierig ist hier nach wie vor die Kommunikation. Auch Thailändisch hilft hier nur begrenzt weiter, da viele der Dorfbewohner kein Thai, sondern nur Tai Yai (Shan) sprechen.
Als Kontakt / Ansprechpartner sowie als Ausgangsbasis für die Tour nach Pang Kham empfiehlt sich das Little Eden Guest House in Pangmapha.
Hallo Thomas,
du schreibst ja das es quasi ein generationswechsel gab, und man sich nur langsam mit der neuen technik befasst, glaubst du das sie langfristig auch ihre hohe Qualität halten können?
Dann noch eine Frage zu den „Dschungel“ Teebäumen, werden die Bäume dort in Ruhe gelassen bzw nur zum Privat verbrauch genommen oder auch Teil-Wirtschaftlich genutzt?
Mfg Christian
Hallo Christian, die Qualität hat sich von 2010 bis heute deutlich verbessert!
Hallo Thomas,
weißt du denn auch auf was das zurück zuführen ist? Wie etwa eine verbesserte Trocknung oder eine andere Art der Fermentation?
MfG Christian
Wissen wäre übertrieben, aber ich GLAUBE, es liegt an einem besseren Pflückstandard. Dieser wiederum, glaube ich wiederum, ist zumindest teilweise der Tatsache geschuldet, dass mein aktuelles (2019) Batch ausschließlich von den 70+ jahr alten Bäumchen am Dorfrand stammen. Mein 2010 Batch war mir 360kg zu wohl zu groß, um allein von diesen Bäumchen zu kommen, weshalb die Bedienung meines damaligen Auftrags wohl aus Wildpflückung ergänzt wurde. Wildpflückung ist aber insbesondere an wirklich alten – und damit auch sehr hohen – wilden Teebäumen überaus aufwändig, so dass der Pflückstandard möglicherweise deshalb zum Teil kompromittiert wurde. Ein Drama ist es nicht, denn der inzwischen fast 10 Jahre gereifte Tee wird nun trotzdem einfach immer leckerer und leckerer.