Thai-Tee Blog

Teesorten und ihre Varietäten und Kultivare

Wie wir in einem vorangegangenen Artikel unserer Reihe TeeWissen,

Ursprung u. evolutionäre Verbreitung der Teepflanze in China u. Südostasien – Die 1000 Gesichter der Camellia Sinensis

gesehen haben, hat die Teepflanze sich von Yunnan aus zunächst über weitere Länder Südostasiens und des asiatischen Raums und dann über Länder der ganzen Welt verbreitet. Aber finden wir deshalb überall die gleiche Teepflanze? Natürlich nicht. Die Vielfalt der Teesorten, aus denen wir heute wählen können, haben wir nämlich nur zum Teil unterschiedlichen Anbau- und Verarbeitungsprozessen zu verdanken. Von ebenso großer Bedeutung für das umfangreiche Angebot verschiedener Teesorten auf dem Markt ist nämlich die Diversität heute existierender Teevarietäten und -Kultivare.

Die Camellia Sinensis hat 2 Eigenschaften, die in besonderem Maße zur Einzigartigkeit der Teepflanze unter den Agrar- und Nutzpflanzen beitragen. Die eine davon ist das schiere Alter, das Teebäume – die Urform der Teepflanze – erreichen können. So finden sich in den sog. „Wiegenländern“ der Teepflanze Exemplare, deren Alter auf mehrere tausend Jahre geschätzt wird. Wen also angesichts tausendjähriger Eichen Ehrfurcht überkommt, der mag verstehen, warum 3000 Jahre alte Teebäume die in der Peripherie ihrer Habitate lebenden Menschen zu einem Glauben an mächtige Waldgeister und einschlägigen spirituellen Ritualen inspirieren.

3200 Jahre alter Teebaum in Fengqing, Pu Erh , Yunnan, China3200 Jahre alter Teebaum in Fengqing, Pu Erh , Yunnan

Die zweite Eigenschaft, die die Camellia Sinensis so einzigartig macht, ist ihre geradezu beispiellose Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit.

Die Entstehung von Teepflanzen-Varietäten

So hat der alte Teebaum auf seinem evolutionären Weg innerhalb Chinas praktisch überall, wo er ansässig wurde, ein neues Gesicht angenommen. Klima, Boden und Lage – kurz: die Gesamtheit der Umweltbedingungen – entscheiden jeweils darüber, welches Gesicht die Teepflanze uns an einem bestimmten Ort zeigt. Dabei sind die hiermit verbundenen Wandlungen keineswegs nur äußerlicher Natur. Vielmehr ist es die individuelle Zusammensetzung der Inhaltsstoffe jeder Teevarietät, welche die aus ihr hergestellten Teesorten so einzigartig für uns macht. Denn jede individuelle Komposition von Inhaltsstoffen bewirkt einen eigenen, unverwechselbaren Geschmack der resultierenden Teesorte.

Als Varietät bezeichnet man eine Teepflanzenart, die sich aufgrund von natürlichen evolutionären Prozessen herausgebildet hat. Ein Kultivar dagegen ist im engeren Sinne immer das Ergebnis zielgerichteter menschlicher Kultivationsbestrebungen. Im allgemeinen Sprachgebrauch verschwimmt die Trennlinie zwischen den Begriffen Varietät und Kultivar allerdings häufig bis hin zur Indifferenz.

Varietaet vs. Kultivar - SchaubildBegriffliche Unterscheidung „Varietät“ vs. „Kultivar“

Die Entstehung von Teekultivaren

Man nehme eine Teepflanze, verpflanze sie an einen anderen Ort und erhalte über kurz oder lang eine neue Teevarietät. Nun, ganz so einfach ist die Diversifizierung des bestehenden Portfolios an Teesorten dann doch nicht. Denn nicht jeder Tee von jeder Teepflanze und jedem Ort wird uns auch gut schmecken! So machen beispielsweise viele Teeanbauländer, darunter Kenia, Russland und einige Länder Südamerikas, die Erfahrung, dass die bei ihnen wachsenden Teepflanzen – ungeachtet ihrer varietalen und geographischen Herkunft, am Ende bestenfalls für die Verwendung in marktüblichen Teemischungen taugen. In ihrer Reinform finden diese Teesorten unter Teeliebhabern tatsächlich eher wenig Freunde.

Was ich gerade als eine eher enttäuschende Erfahrung beschrieben habe, funktioniert aber auch im positiven Sinne. Ein gewisses Verständnis für die beteiligten Prozesse und den Einfluss der einzelnen Faktoren auf diese vorausgesetzt, ist die gezielte Entwicklung spezifischer Teekultivare in Orientierung an gegebenen Anforderungsprofilen nämlich durchaus möglich. Dies beweist das Beispiel Taiwan. Dort tut man nämlich seit einigen Jahrzehnten in einer Reihe überall im Land verstreuter Versuchsstationen genau das. In diesen werden beispielsweise besonders schädlingsresistente oder für bestimmte klimatische oder geologische Bedingungen besonders gut geeignete Teekultivare entwickelt. Die beachtlichen Resultate finden nicht nur im landeseigenen Teeanbau Verwendung, sondern machen die Teepflanze auch zu einem gefragten Exportgut Taiwans.

Wir wollen nun einige der bekanntesten Teesorten der Welt mit ihren jeweiligen Varietäten und Kultivaren in Verbindung bringen.

Teesorten und ihre Varietäten in China

Teesorten und ihre Varietäten und Kultivare - geographischer ÜberblickGeographie einiger wichtiger Teepflanzen-Varietäten und -Kultivare

Die weltweit mit Abstand größte Vielfalt an Teesorten und -Varietäten gibt es in China. Neben einer Reihe verschiedener Baum- und Halbbaum-Varietäten der Camellia Sinensis findet sich dort eine Vielzahl kleinblättriger Buschvarietäten. Wir wollen diese im folgenden nach geographischer Herfkunft und nach Tee-Kategorien geordnet betrachten:

China – Grüne Teesorten und ihre Varietäten

Natürlich lässt sich vom Verarbeitungsprinzip her aus jeder Teevarietät ein grüner Tee herstellen, und dies wird zum Teil auch so gemacht. So mag die Herstellung von grünem Tee aus Baum-Varietäten der Camellia Sinensis in China eher untypisch sein. Dennoch wird beispielsweise in Yunnan auch grüner Tee aus Blättern der dort heimischen Teebaum-Spezies hergestellt, sog. ‚Dian Lǜ Chá (= Yunnan Grüner Tee).

Die große Mehrheit an populären chinesischen Grünteesorten und zugehörigen Kultivaren ist in den östlichen chinesischen Provinzen Zhejiang, Fujian und Jiangsu zuhause. Weiter findet man grüne Teesorten auch noch in den westlich an diese angrenzenden Provinzen, z. B. Anhui, Jianxi und Henan. Aber je weiter wir nach Westen – in Richtung Yunnnan – gehen, desto größer wird der Anteil großblättriger Baum-Varietäten der Camellia Sinensis und desto seltener werden für die Herstellung grüner Teesorten prädestinierte Arten.

Hier einige bekannte Beispiele für chinesische Grüntees und ihre zugehörigen Teepflanzenvarietäten:

Long Jing Grüner Tee – Long Jing Teebusch-Varietät (Zhejiang)

Dank seines intensiven Kastanienaromas und langen Tradition in China ist der Long Jing Tee wohl die bekannteste chinesische Grünteesorte der Welt. Auch in China selbst gilt er als die Nr. 1 unter den grünen Tees. Er kommt aus Hangzhou in der Provinz Zhejiang, wo er aus dem gleichnamigen Kultivar hergestellt wird. Nur ein Long Jing Tee, der tatsächlich aus dieser Region stammt, kann auch wirklich als solcher gelten. Es hat sich gezeigt, dass Tee aus dem Anbau des gleichen Kultivars andernorts nicht mehr die typischen geschmacklichen Eigenschaften des Long Jing Tee aufweist.

Long Jing Teebusch am Original-Drachenbrunnen in HangzhouLong Jing Teebusch am „Drachenbrunnen“ nahe Hangzhou, Zhejiang, China

Anji Bai Cha Grüner Tee – Anji Bai Cha Teebusch-Varietät (Zhejiang)

Der für diesen grünen Tee Pate stehende Kultivar wurde tatsächlich erst 1982 in Anji County, Zhejiang, entdeckt. Wie der Long Jing Kultivar ist auch die Anji Bai Cha Varietät sehr stark ortsgebunden. Die Verfügbarkeit gute Qualitäten ist aufgrund entsprechend begrenzter Anbauflächen und einer nur kurzen Pflückperiode im jungen Frühling äußerst limitiert.

Anji Bai Cha Motherbushes in Anji, ZhejiangAnji Bai Cha „Motherbush“ in Anji County, Zhejiang, China

Zi Sun Cha Grüner Tee – Zi Zun Cha Teebusch-Varietät (Zhejiang)

Die Tradition der Herstellung von Tee aus der Zi Sun Cha Varietät reicht zurück bis in die Zeit des chinesischen Tee-Weisen Lu Yu. Dieser erwähnt den Kultivar und die geschmacklichen Vorzüge des aus ihm gewonnenen Tees bereits im ersten literarischen Werk der Welt über Tee, dem um 760 erschienenen ‚Cha Jing‘. Zuhause ist die Varietät in der Region um Chaozhou, Zhejiang. Der aus der Zi Sun Cha Varietät gewonnene grüne Tee weist ein äußerst charakteristisches, an Blattspinat erinnerndes Geschmacksprofil auf. Wie die beiden vorherigen Beispiele ist auch dieser Kultivar sehr ortsgebunden. Das heißt, dass der spezifische Geschmack des aus ihm gewonnenen grünen Tees an einem anderen Ort mit abweichenden Umweltbedingungen nicht reproduziert werden kann.

Bio Luo Chun Grüner Tee – Bi Luo Chun Teebusch-Varietät (Jiangsu)

Die Bi Luo Chun Teevarietät, deren Blätter vorzugsweise zur Herstellung von grünem Tee herangezogen werden, ist eigentlich in der chinesischen Provinz Jiangsu zuhause. Dort, in der Region um den Lake Tai See, entfaltet sie ihre charakteristischen geschmacklichen Eigenheiten am besten. Mit dem Anbau des Kultivars wurden aber auch in weiter westlich gelegenen Regionen Chinas, bis hin nach Yunnan, überraschend gute Ergebnisse erzielt. Allerdings verändert sich das Geschmacksbild des resultierenden Tees auf dem Weg des Kultivars nach Westen beträchtlich. So weicht der fruchtig-blumige Geschmack des Originals aus Jiangsu zunehmend einer ausgeprägten nussigen Note.

Mao Feng Grüner Tee – kleinblättrige Huang Shan Teebusch-Varietäten (Anhui)

Mao Feng Grüner Tee wird grundsätzlich aus kleinblättrigen, in Anhuis Huang Shan Bergregion heimischen Buschvarietäten der Camellia Sinensis gewonnen. Definiert ist er weiter durch seine Herkunft aus Lagen jenseits 800 Meter Höhe sowie durch einen bestimmten Pflückstandard und Zeitpunkt. Gepflückt werden für einen Mao Feng Tee nämlich nur die jungen Knospen mit den ein bis zwei jüngsten zugehörigen Blättern, und zwar genau dann, wenn die Knospe und das ihr folgende erste Blatt die gleiche Länge aufweisen.

Mao Feng tea bush - picking standard, Huang Shan, Anhui, ChinaMao Feng Grüner Tee – Pflückstandard ‚live‘ in Huang Shan, Anhui, China

Tai Ping Hou Kui Grüner Tee – größerblättrige Huang Shan Varietät (Anhui)

Wie der Mao Feng stammt auch der Tai Ping Hou Kui Grüntee aus Anhuis Huang Shan Gebirge. Allerdings steht für letzteren eine bestimmte Teepflanzenvarietät Pate, die ausschließlich in der Region um das Dorf Hou Keng vorkommt und die erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde. Die Tai Ping Hou Kui Teepflanze hat deutlich größere Blätter als die für den Mao Feng verwendeten Varietäten. Außerdem hebt sich die resultierende Teesorte durch ein eigenes individuelles Geschmacksprofil von diesem ab.

Taiping Houkui Grüner Tee aus Huang Shan, AnhuiTai Ping Hou Kui Grüner Tee – die Varietät: besondere Blattform, besonderer Geschmack

Liu An Gua Pian Grüner Tee – Liu An Gua Pin Teebusch-Varietät (Anhui)

Liu An ist die Hauptstadt des gleichnamigen Verwaltungsbezirks in der chinesischen Provinz Anhui. Die Blätter der hier heimischen Liu An Gua Pian Teevarietät werden per Standard zu einem ansonsten eher nicht standardgemäßen Grünen Tee verarbeitet. Es beginnt damit, dass die für diesen Tee geernteten Blätter nicht mehr jung sind. Vielmehr wird mit dem Pflücken gewartet, bis sie das Knospenstadium hinter sich gebracht und zu reifen Blättern herangewachsen sind. Ungewöhnlich ist weiter, dass für Liu An Gua Pian Grüner Tee nur einzelne Blätter ohne Stängel-Anteil gepflückt werden (vgl. Tie Guan Yin unten).  Beim Rollen nehmen sie die charakteristische Form von Melonen-Samen („Gua Pian“) an.

Liu An Gua Pian Grüner Tee - Varietät / KultivarLiu An Gua Pian (Melon Seed) Grüner Tee – Die Pflanze

Maojian Grüner Tee – Mao Jian Varietät (Henan)

Maojian Grüner Tee stammt aus der Region um die Stadt Xin Yang in der chinesischen Provinz Henan, wo ein Grabfund im Jahr 1987 eine mindestens 2300 Jahre zurückreichende Teekultur belegt. Auch dieser Tee ist für seine charakteristischen Eigenschaften an seine gleichnamige Varietät und deren geographischen Heimatort gebunden.

China – Schwarze Teesorten und ihre Varietäten

Auch im Bereich Schwarzer Tee hat China mit einer großen Vielfalt an Teesorten aufzuwarten, die jeweils aus mehr oder weniger spezifischen Varietäten der Camellia Sinensis hergestellt werden. Bekannte Beispiele sind:

Dian Hong Cha – Yunnan Teebaum

Dian Hong Cha ist der Oberbegriff für schwarze Teesorten aus der chinesischen Provinz Yunnan, von denen es eine ganze Reihe gibt. Diese unterscheiden sich jeweils im Pflückstandard und/oder in der Methode ihrer Verarbeitung. Ob aber Yunnan Black Needle, Yunnan Golden Tips oder Fengqing Schwarzer Tee, gemeinsam ist allen Dian Hong Cha Tees die Herkunft der Blätter von den in Yunnan heimischen Baum-Varietäten der Camellia Sinensis. Diese Gemeinsamkeit bringt auch geschmacklich geteilte Eigenschaften mit sich, z. B. die für Dian Hong Cha’s typischen Kakao- und Kaffeenoten sowie deren unverwechselbare Süße.

Alter Teebaum in Yunnan - Camellia TaliensisAlter Yunnan Teebaum – Camellia Taliensis

Keemun Tee – Kleinblättrige Huang Shan Varietäten, Anhui

Schwarzer Keemun-Tee kommt aus der Region um Qimen, Huang Shan Gebirge, Anhui. Dort wird er aus den gleichen kleinblättrigen Buschvarietäten der Teepflanze gewonnen werden wie Mao Feng Grüner Tee (siehe oben). Die betreffenden Varietäten wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Fujian nach Huang Shan in Anhui verbracht. Dort entwickelten sie schon bald ein individuelles Profil, wie es heute für schwarze Keemun-Tees (bzw. grüne Mao Feng Tees) typisch ist.

Pflücken von wilden Keemun / Mao Feng Teebüschen, Huang Shan, Anhui, ChinaPflücken von wilden Keemun / Mao Feng Teebüschen, Huang Shan, Anhui, China

Lapsang Souchong – Bohea Teebusch-Varietät, Wuyishan, Fujian

Der aufgrund seiner besonderen Rauchnote und des einschlägigen Verarbeitungsverfahrens weltweit bekannte Lapsang Souchong ist untrennbar mit der in Wuyishan, Nord-Fujian, heimischen Bohea-Teepflanzenvarietät verbunden. Weil das Räuchern der Teeblätter während des Röstens viele der subtilen geschmacklichen Qualitäten eines hochwertigen Pflückstandards überlagern würde, werden für Lapsang Souchong meist auch weiter unten an der Pflanze gelegene Blätter gepflückt.

Jin Jun Mei – Bohea Teebusch-Varietät, Wuyishan, Fujian

Jin Jun Mei Schwarzer Tee stammt ebenso wie Lapsang Souchong von der in Wuyishan, Nord-Fujian, heimischen Bohea Teevarietät. Anders als Lapsang Souchong ist Jin Jun Mei aber immer von einem besonders hochwertigen Pflückstandard gekennzeichnet. Dieser kann 2+1 sein, ist aber häufig 1+1 oder sogar die reine Knospe. Je höher der Pflückstandard, desto größer der Aufwand beim Pflücken und desto geringer die Ausbeute. Mit dem Pflückstandard steigt deshalb immer auch der Preis des Tees.

Bohea tea variety, Wuyishan, Fujian, ChinaWuyishan- Heimat der Rock-Oolong-Kutlivare und der Bohea-Teepflanzen-Varietät

China – Oolong Teesorten und ihre Varietäten

Mehr noch als bei grünem Tee und schwarzem Tee ist die besondere Eignung einer Tee-Varietät für die Verarbeitung ihrer Blätter zu Oolong-Tee ausschlaggebend. Taiwan nicht mitgerechnet konzentriert sich das Vorkommen solcher Varietäten in China auf 3 Regionen: Wuyishan in Nord-Fujian, Anxi in Süd-Fujian und Guangdong. Ein Blick auf die Landkarte Chinas zeigt, dass diese Gebiete zusammen mit der vierten großen Herkunftsregion von Oolong-Tees – Taiwan – einen eher kleinen gemeinsamen Raum abdecken.

Wuyi Oolong Tees – Wuyi Oolong Tee Varietäten (Nord-Fujian)

In Nord-Fujian’s Wuyishan Gebirge gedeiht eine geradzu schiere Unzahl verschiedener Oolong-Teekultivare in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Als besonders prägend für diese Varietäten und die aus ihnen gewonnenen Teesorten gilt der hohe Mineralgehalt der dortigen Böden. Die in Wuyishan angebauten Oolong-Tees werden deshalb häufig auch unter der Bezeichnung „Rock Oolong Tees“ zusammengefasst. Im Deutschen bezeichnet man diese als „Steintees“. Native Teekultivare des Gebiets, darunter Da Hong Pao, Tie Luo Han, Shuii Jin Gui und Bai Ji Guan werden seit über 1000 Jahren dort kultiviert und verarbeitet. Jede dieser Varietäten produziert ihre eigene unverwechselbare gleichnamige Teesorte. Dasselbe gilt für Oolong-Tee-Kultivare, die aufgrund der besonderen Eignung der Böden Wuyishans erst später von andernorts in China dorthin verbracht wurden. Zu diesen gehören beispielsweise die beiden bekannten Varietäten Shui Xian und Rou Gui.

Da Hong Pao Motherbushes im Wuyishan Kerngebiet (Zheng Shan)Da Hong Pao (‚Big Red Robe‘), „Motherbush“ – Wuyisha, Fujian, China

Tie Guan Yin Oolong Tee – Ti Guan Yin Kultivar (Süd-Fujian)

Unweit von Wuyishan, im Süden Fujians in der Region Anxi, erzielt eine andere Oolong-Tee-Varietät vollkommen andere Ergebnisse. Bei den von der gleichnamigen Varietät stammenden Tie Guan Yin Oolong Tees überwiegt anstatt mineralischer und erdiger Noten eine unter den Teesorten geradezu beispiellose Honigsüße. Allerdings ist Tie Guan Yin aufgrund seiner verschiedenen – traditionellen und modernen – Verarbeitungsvariationen nur schwerlich als EINE Teesorte bezeichnet werden.

Tie Guan Yin Teekultivar, Anxi, Fujian, ChinaTie Guan Yin, Anxi, Fujian, China- Pflückung

Dancong Oolong Tees – Dancong Kultivare

Die verschiedenen Dancong Varietäten sind sehr typische Vertreter der sog. “Halbbaum-Teebüsche”, einer Art Zwischenstadium zwischen Busch- und Baumform der Teepflanze. Zuhause sind sie in im Huang Shan Gebirge in der chinesischen Provinz Guangdong. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Dancong-Varietäten, von denen jeder ihre eigene Teesorte zuzuordnen ist. Der bekannteste und beliebteste Dancong Oolong Tee ist der aus der gleichnamigen Varietät gewonnene Mi Lan Xiang (Honey Orchid) Dancong. Dieser wartet in der Tat mit einem honigsüßen Orchideen-Aroma auf.

Dancong Teepflanzen-Varietät: "Halbbaum-Busch" - courtesy of Zoey LeeDancong Tee-Busch, Fenghuangshan, Guangdong, China

China – Pu Erh und „dunkle“ Teesorten und ihre Varietäten

Pu Erh Tees sind untrennbar mit der in Yunnan heimischen Teebaum-Varietät, der Camellia Taliensis, verbunden. Nur Blätter von solchen Bäumen – und im engsten Sinn nur von solchen im Verwaltungsbezirk Pu Erh – qualifizieren einen nach der entsprechenden Methode hergestellten Tee als Pu Erh Tee. Hierbei geht es nicht etwa um blossen, übertriebenen Regionalpatriotismus. Tatsächlich hat nämlich auch die Baumform der Teepflanze eine ganze Reihe von Unterarten. Je weiter man sich von der Kernregion alter Teebaum-Vorkommen in Yunnan entfernt, desto mehr verändert sich auch der Teebaum.

 Lao Banzhang Alter Pu Erh Teebaum, Yunnan, ChinaOriginal Pu Erh Teebaum-Varietät, Yunnan, China

Die enge geographische Definition des Pu Erh Tee-Begriffes verhindert sozusagen, dass Teesorten, die nach der gleichen Methode aus anderen Varietäten hergestellt werden, als Pu Erh Tee bezeichnet werden. Außerhalb von Pu Erh und insbesondere außerhalb Yunnans nach der gleichen Methode aus Blättern alter Teebäume hergestellte Teesorten heißen daher nicht Pu Erh Tee, sondern „Dunkler Tee“ („Hei Cha“).

Die verschiedene Sorten von Pu Erh Tee oder dunklem Tee ergeben sich also nicht aus der Verarbeitung von Blättern verschiedener Kultivare. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Sorten von Pu Erh oder dunklem Tee: „shu“ oder „sheng“, „gereift“ oder „ungereift“. Weitere Kriterien zur Identifizierung einzelner Sorten sind deren genauer Herkunftsort und bei gereiften Tees die Dauer der Reifung (Jahrgang).

China – weiße Teesorten und ihre Varietäten

Weißer Tee und seine beiden Haupttypen Bai Mu Dan (auch: White Peony, Pflückstandard 1+1 oder 1+2) und Silver Needle (auch: Bai Hao Jin Zhen, Pflückstandard reine Knospe) haben zwei Wurzeln. Die eine dieser Wurzeln liegt geographisch in der Provinz Fujian. Dort ist die Herstellung weißer Teesorten mit der in der Region um Fuding heimischen „Da Bai“ Teevarietät verbunden. Die zweite geographisch Wurzel weißen Tees liegt in Yunnan, wo aus alten Teebäumen ebenfalls seit langer Zeit weißer Tee hergestellt wird. Mittlerweile hat man festgestellt, dass auch einige andere Varietäten bei Wahl des richtigen Pflückzeitpunkts und entsprechender Verarbeitung für die Herstellung von weißem Tee geeignet sind. So werden weiße Teesorten heute beispielsweise auch aus Assam-Varietäten in Indien und in Vietnam heimischen Baum-Varietäten der Camellia Sinensis verarbeitet.

China – gelbe Teesorten und ihre Varietäten

Gelber Tee wurde einst zu Zeiten der Ming-Dynastie (14. – 17- Jahrh.) als kaiserlicher Tribut-Tee entwickelt. Seine Herstellung war begrenzt auf die in der Provinz Hunan im Dongting-See gelegenen Insel Junshan. Entsprechend war der dort hergestellte Junshan Yinzhen (= Yunshan Silbernadel) mit dem dort heimischen Teekultivar verbunden. Andernorts wurden mit der speziellen Verarbeitungsmethode von gelbem Tee bisher keine vergleichbaren Ergebnisse erzielt. Genuiner gelber Tee ist daher bis heute eine Rarität.

„10 Grosse Tees Chinas“

Alle Jahre wieder gibt das chinesische Landwirtschaftsministerium eine Akutalisierung seiner im Jahr 1959 erstmals veröffentlichten Liste „10 Grosse Tees Chinas“ heraus. Hierbei wird darauf geachtet, dass die einzelnen Provinzen und Regionen Chinas jeweils mit der für sie typischsten Teesorte vertreten ist.

10 Grosse Tees Chinas und ihre Herkunft

Teesorten und Varietäten in Taiwan

Obwohl in Taiwan auch grüner Tee sowie namhafte schwarze Tees hergestellt werden, ist das Land vor allem für seine Vielfalt an edlen Oolong-Teesorten bekannt. Diese basiert auf einer ebenso großen Vielfalt individueller, für die Verarbeitung zu Oolong-Tee besonders gut geeigneter Tee-Varietäten und -Kultivare. Und damit haben wir eine für taiwanesische Teepflanzenarten besonders wichtige Unterscheidung bereits getroffen: natürlich entstandene Varietäten und vom Menschen gezüchtete Kultivare.

Ursprünglich wurden Teepflanzen-Varietäten im 17. Jahrhundert aus der nahegelegenen Festland-Provinz Fujian nach Taiwan gebracht. Diese entwickelten auf der Insel Formosa, wie Taiwan 100 zuvor von den Portugiesen getauft worden war, jedoch schnell eigenständige Charakteristiken. Die so entstandenen Varietäten bilden das Portfolio “alter” taiwanesischer Tee-Varietäten. Häufig besteht bei diesen noch eine direkte Verbindung zur ursprünglichen China-Varietät und der entsprechenden Teesorte.

Taiwan Teekultivare - Festland-Varietaeten (aus Fujian)„Alte“ Taiwan Teekultivare – Festland-Varietäten

Populäre Beispiele hierfür sind der sowohl in China als auch in Taiwan hergestellte “Dong Fang Mei Ren” oder “Oriental Beauty Oolong Tee” und der Dong Ding Oolong Tee. Beide Teesorten wurden – hüben wie drüben – ursprünglich aus verschiedenen Unterarten der „Chin Shin“ Teebusch-Varietät verarbeitet.

Während des 20. Jahrhunderts unternahm die Regierung Taiwans dann zunehmend intensive Anstrengungen zur Erforschung und Erweiterung des nationalen Teepflanzen-Portfolios. Mit Fokus auf für den Teeanbau besonders geeignete Gebiete enstanden im ganzen Land verstreut einschlägige Versuchsstationen, sog. TTES (= Taiwan Tea Experiment Station). In diesen wurden in Folge gezielt Kultivare mit bestimmten, an spezifischen Anforderungsprofilen orientierten Eigenschaften wie Klimafestigkeit, Schädlingsresistenz oder Ganzjahres-Ertrag gezüchtet. Heute exportiert Taiwan die Früchte dieser Forschungstätigkeit, also Kulivare wie Jin Xuan, Ruan Zhi und Four Seasons in andere, am Anbau von Tee interessierte Länder.

TTTES - TRES : Entwicklung von Teekultivaren in Taiwan für spezifische AnforderungssetsEntwickelte Taiwan-Teekultivare und ihre Ausgangsvarietäten

Taiwan verfügt außerdem über eine native, bis zu 8 Meter hoch wachsende Teebaum-Varietät, die Camellia Formonensis. Leider sind deren Bestände auf ein mittlerweile geschütztes Minimum reduziert. Aus ihnen hergestellter Tee ist dementsprechend mehr als rar.

Teesorten und -Varietäten in Japan

Wenn Vielfalt und Komplexität typisch für Teesorten und -Varietäten in China und Taiwan sein mögen, gilt für Japan das genaue Gegenteil. Eine einzige Varietät, Jabukita, stellt 70 bis 80% aller kultivierten Teepflanzen in Japan. Die einzelnen aus diesem Kultivar erzeugten Teesorten leiten ihre Identität nicht von einem bestimmten Teekultivar her, sondern von Unterschieden in Pflückstandard, Pflückperiode und Verarbeitung.

Jabukita Teevarietät - Basis für fast 80% des grünen Tees in Japan

Begründet liegt das begrenzte Spektrum japanischer Teekultivare vor allem im japanischen Teegeschmack. Zum einen wird in Japan fast ausschließlich grüner Tee getrunken und hergestellt. Zum anderen ist es der spezielle Geschmack der aus dem Jabukita-Kultivar hergestellten Grüntees, der die Varietät in Japan zum absoluten Favoriten macht. Neben Jabukita gibt es in Japan nur einige wenige weitere Teepflanzen-Varietäten von Bedeutung. Beispiele für solche sind Yutaka Midori, Yume Kaori und Benifuuki (ein Assam-Yabukita-Hybrid).

So ist ein Shincha Tee beispielsweise nur dadurch gekennzeichnet, dass er frisch aus der ersten Frühlingspflückung stammt. Ein Kabuse Cha oder ein Gyokuro Tee dagegen werden durch den Grad und die Dauer ihrer Beschattung definiert. Und ein “Fukamushi Cha” (= tief gedämpfter Tee) heißt so, weil die Teeblätter besonders lange gedämpft wurden. Von welchem Kultivar die verwendeten Teeblätter stammen, ist dabei zunächst zweitrangig. D. h. in der Regel spielt es eigentlich keine Rolle, weil es in den allermeisten Fällen der Jabukita-Kultivar sein wird.

Weitere Länder und Varietäten

Insbesondere in den sog. „Wiegenländern“ des Teebaums finden sich weitere Unterarten der Baumform der Teepflanze. Ein Beispiel ist der in Vietnam heimische, in der Landessprache als „Shan Tuyet“ (= Schnee-Hochland) bezeichnete Teebaum. Er sieht anders aus seine assamesischen, chinesischen oder taiwanesischen Geschwister, und auch die aus ihm hergestellten Tees weisen ein individuelles Geschmacksmuster auf.

Tuyet Shan Teebaum-Varietaet, VietnamTuyet Shan Teebaum-Varietät, Vietnam

Im Laufe der Zeit haben sich natürlich auch in den Ländern, in welchen die Teepflanze importiert wurde, eigenständige Varietäten entwickelt. Dies kann zum einen durch natürliche Anpassungsprozesse erfolgen. Eine andere Möglichkeit ist die Kreuzung verschiedener Varietäten. Ziel ist die Optimierung des resultierenden Kultivars für die gegebenen Bedingungen an einem bestimmten Ort. Ein gutes Beispiel hierfür wäre Darjeeling, wo Hybride aus Assam- und China-Varietäten ein bewährter Standard sind.

Frisch gepflückte Teeblätter einer Assam/China-hybrid-Teepflanze in Darjeeling

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