Die Globalisierung von Teekultivaren – Trends und Perspektiven
Die Globalisierung von Teekultivaren
– Trends und Perspektiven –
Taiwanesischer Bai Hao (Oriental Beauty) Teekultivar in Nordthailand
Was bedeutet „Globalisierung von Teekultivaren“?
Die meisten reinen Teesorten sind mit einem bestimmten Teepflanzen-Kultivar, d.h. einer bestimmten Unterart der Gattung Camellia Sinensis verbunden, aus der sie gewonnen werden und die nebst anderen Faktoren wie den geologischen und klimatischen Bedingungen und der Verarbeitungsmethode für die spezifischen geschmacklichen und anderen Eigenschaften des jeweiligen Tees verantwortlich ist. So produziert beispielsweise ein bestimmter Kultivar Tie Guan Yin Tee, ein anderer Oriental Beauty (Dong Fang Mai Ren), wieder ein anderer Long Jing Tee, wieder ein anderer Bi Luo Chun Tee, und so weiter. Hierbei ist die Entsprechung nicht unbedingt 1:1, d.h. es gibt nicht in jedem Fall genau einen Teekultivar, aus dem genau eine Teesorte gewonnen wird, sondern es kommt vor, dass aus dem gleichen Teekultivar durch unterschiedliche Verarbeitungsmethoden verschiedene Teesorten produziert werden (z.B. unterschiedlicher Fermentierungsgrad, d.h. Verarbeitung zu grünem, Oolong oder schwarzem Tee) und es gibt Teesorten, die nicht nur aus einem, sondern aus verschiedenen Kultivaren erzeugt werden können. Ein gutes Beispiel für ersteres wäre der Jin Xuan Kultivar, aus dem nebst einem Oolong-Tee mittleren Fermentierungsgrades auch ein schwarzer Tee und eine Winterernte-Variation produziert werden, während Oriental Beauty Oolong Tee, der in Taiwan mittlerweile aus mindestens 2 verschiedenen Kultivaren hergestellt wird, als Beispiel für zweiteres dienen kann.
Taiwanesischer Jin Xuan Teekultivar in Doi Mae Salong, Nordthailand
„Teekultivar“ und „Teesorte“
Da jeder Teekultivar historisch einem bestimmten Ursprungsort zuzuordnen ist, z. B. Anxi County für Ti Kuan Yin Tee, das Dorf Long Jing in Hangzhou für Long Jing Tee, Lake Tai in der Provinz Jiangsu für Bi Luo Chun, usw., verbinden Teeliebhaber automatisch auch jede Teesorte mit einem bestimmten Herkunfsort, nämlich dem des jeweiligen spezifischen Teekultivars. Ort und Tee sind so häufig in jahrhunderte- oder gar jahrtausendelanger Tradition und für viele Teeliebhaber untrennbar miteinander verknüpft. Orte wie der Drachenbrunnen in dem Dorf Long Jing mit den 8 ursprünglichen Long Jing Teepflanzen oder der in den Wuyi-Bergen der chinesischen Provinz Fujian gelegene Ort, wo heute noch 4 der ursprünglich vom Kaiser mit roten Roben versehenen Da Hong Pao (Big Red Robe, ein Wuyi Rock Oolong Tee) Teebüsche stehen, haben sich aufgrund ihrer Geschichte als Ursprungsort eines weltbekannten Teekultivars gar als beliebte Touristenziele etabliert.
Fotos mit freundlicher Genehmigung des Teekontor Nordfriesland
Dass an einem Ort auch mehr als nur ein Teekultivar zuhause sein können, zeigt keine Region besser als das für seine Vielzahl verschiedener, teilweise weltberühmter Oolong-Tees bekannte chinesische Wuyi-Gebirge, wo von jeher auf relativ engem Raum eine nur schwer überschaubare Vielfalt von Teekultivaren gedeiht und ihre ursprüngliche Heimat hat.
„Original“ hat seinen Preis
Wer Wert darauf legt, dass ein Tee von seinem eigentlichen Ursprungsort stammt, muss hierfür heute oft in nicht unerheblichem Umfang bezahlen. Abgesehen davon, dass die Teeblätter der „Originalbüsche“ solcher Beispiele praktisch mit Gold aufgewogen werden und für Normalsterbliche gar nicht erschwinglich sind, ist es auch so, dass je näher an den ursprünglichen 8 Büschen des Drachenbrunnen in Hangzhou oder an den originalen, mit roten Roben verzierten 4 Teebüschen des Da Hong Pao ein Tee geerntet wird, selbiger desto teurer wird, wobei der „Originalitätsaufpreis“ keineswegs zwingend mit einer überlegenen Qualität einhergeht. Warum sollte ein Long Jing von einem über 100km von Hangzhou entfernten Ort schlechter sein als ein Long Jing vom Drachenbrunnen in Hangzhou? Das gleiche gilt für den oben genannten Da Hong Pao, der heute ebenfalls in einem weiten Umkreis um seine Ursprungsstätte in den Wuji-Bergen angebaut wird. Wichtig für die Qualität des Tees sind der Boden, das Klima, die Verarbeitung, und… der Kultivar. Zumindest in der Theorie, und ein gutes Stück weit ganz sicher auch in der Praxis, heißt dies aber auch, dass der gleiche Kultivar an einem anderen Ort mit vergleichbaren geologischen und klimatischen Bedingungen bei gleichen Verarbeitungsstandards auch den gleichen Tee erzeugen wird. Insbesondere gute Qualitäten eines Long Jing, Bi Luo Chun oder Da Hong Pao bekommt man heute folglich sehr viel günstiger, wenn man beim Originalitätsanspruch an den Ursprungsort einige kleine, in Kilometern quantifizierbare Abstriche macht.
Anbau taiwanesischer Teekultivare in Doi Mae Salong, Nordthailand
Wo ziehen wir die Grenze?
Es stellt sich die Frage, wo wir die Grenze ziehen. Mit anderen Worten, wie weit entfernt von Hangzhou darf ein Long Jing Tee sich noch Long Jing Tee nennen? In einem Radius von 1 km um den Originalschauplatz? Oder 100 Kilometer? Innerhalb provinzieller oder regionaler Grenzen? Innerhalb Chinas? Oder egal wie weit entfernt?
Wenn wir davon ausgehen, dass der Geschmack und andere qualitative Merkmale eines Tees überwiegend oder ausschließlich von geologischen und klimatischen Bestimmungsfaktoren, von der Verarbeitungsmethode und von dem verwendeten Kultivar bestimmt werden, können wir eine vernünftige geographische Grenze gar nicht ziehen. Vielmehr müssen – unabhängig davon, wie weit entfernt vom Ort seiner Herkunft ein Kultivar angebaut wird – diese Bestimmungsfaktoren bis zu einem gewissen Grad mit denen am Ursprungsort übereinstimmen, um einen gleichen oder sehr ähnlichen Tee zu erzielen, von dem nicht einzusehen ist, warum er dann auch nicht den gleichen Namen tragen sollte.
Der Verfasser dieses Artikels ist der Ansicht, dass das „Problem“ am besten dadurch adressiert wird, dass die Herkunft eines im Handel befindlichen Tees immer klar ausgewiesen ist, z.B. durch einen Zusatz in der Namensgebung. So tragen beispielsweise bei SiamTee die von aus Taiwan importierten Kultivaren gewonnen Tees durchaus ihre Originalnamen, während ihr Anbau und ihre Verarbeitung in Doi Mae Salong, Nordthailand, durch Zusätze wie beispielsweise lokale übliche Bezeichnungen und/oder das Kürzel „DMS“ gekennzeichnet sind: z. B. DMS Four Seasons Oolong, DMS „Cha Nang Ngam“ Oriental Beauty Oolong, usw. So wird der Endkunde, Konsument und Teeliebhaber umfassend informiert und kann sich auf der Basis dieser Informationen selbst ein Bild machen, seine eigenen Präferenzen entwickeln und bei zukünftigen Teekäufen entsprechend informierte Entscheidungen treffen.
Bi Luo Chun Grüner Tee aus Yunnan, weit weg von der Heimat in Jiangsu
Die historische Ausbreitung von Teekultivaren
Die „Globalisierung“ von Teekultivaren ist keineswegs ein modernes Phänomen! Teekultivare haben sich historisch von einer Reihe von Zentren ihres Ursprungs in China aus schon vor Jahrhunderten in andere Gebiete Chinas sowie andere Länder Asiens verbreitet. Namhafte taiwanesische Oolong-Tees wie Oriental Beauty oder Four Seasons Oolong, japanische Teesorten wie Sencha und Gyokuro und indische Teesorten wie Darjeeling oder Assam sind in der historischen Perspektive keineswegs so genuin, wie wir sie heute wahrnehmen. Vielmehr haben die vor Jahrhunderten von China nach Taiwan, Japan, Indien oder Sri Lanka importierten Teekultivare dort unter den in ihrer neuen Heimat herrschenden jeweiligen spezifischen Bedingungen im Laufe der Zeit ihre ganz eigenen Charakteristika entwickelt und sich so auch ihren eigenen Namen und ihre eigene Identität „verdient“. In anderen Beispielen (siehe wieder: Oriental Beauty aus China respektive Taiwan respektive Thailand) blieben dagegen entscheidende Merkmale weitgehend unverändert, so dass man diese Tees auch fern ihres Ursprungsortes bis heute unter ihrem ursprünglichen Namen kennt und nennt.
Long Jing Tee, angebaut 130km westlich von Hangzhou
Zwei gute Beispiele für die historische Verbreitung von traditionellen Teekultivaren innerhalb Chinas begegneten mir gerade kürzlich. Während des Vorlaufs zum Sourcing der chinesischen grünen Tees „Long Jing“ und „Bi Luo Chun“ ließ ich es mir nicht nehmen, nicht nur verschiedene Qualitäten/Grades dieser Tees zu verkosten, sondern auch Tees vom ursprünglichen Anbauort mit denen aus umliegenden oder weiter entfernten Anbaugebieten zu vergleichen. Das Ergebnis: Long Jing Grüner Tee kommt bei gleicher Qualität deutlich günstiger von Orten, die nicht in unmittelbarer Nähe zum ursprünglichen Drachenbrunnen in Hangzhou liegen, und bei Bi Luo Chun fanden wir sogar, dass der charakteristische Geschmack dieses berühmten chinesischen grünen Tees sich von seinem Ursprungsort in der Provinz Jiangsu nach Westen hin immer mehr von fruchtigen in Richtung nussigen Geschmacksnoten hin verändert. In beiden Fällen haben wir uns für eine Variante entschieden, die verhältnismäßig weit entfernt vom Ort des eigentlichen Ursprungs des Kultivars liegen, nämlich im Falle unseres Long Jing etwa 130km westlich von Hangzhou, während unser Bi Luo Chun sogar aus Yunnan stammt (ein weiter Weg von Jiangsu!), aber in beiden Fällen waren wir so in der Lage, unseren Kunden hervorragende Qualitäten wild bzw. in gepflegter Biodiversität wachsende Tees zu einem Preis anzubieten, zu dem Tees von dem jeweiligen Ursprungsort nur in „Ferner-liefen-Qualität“ erhältlich sind.
Long Jing Tee aus Chunan County – echte Qualität zum kleinen Preis
Die Globalisierung von Teekultivaren in Y2K+
Eine Weiterverbreitung bzw. Ausbreitung von Teekultivaren ist also nichts Neues. Wie in so vielen anderen Bereichen der Wirtschaft haben die modernen Entwicklungen in den Bereichen Logistik und Kommunikationstechnologie sowie die zunehmende Globalisierung wirtschaftlicher Strukturen und der erhöhte Grad an globaler wirtschaftlicher Kooperation aber auch hier für eine drastische Beschleunigung der globalen Verbreitungsprozesse von Teekultivaren gesorgt.
Insbesondere sich entwickelnde Länder, in denen Agrarprodukten einen wirtschaftlichen Schwerpunkt bilden, haben begonnen, Teekulitvare für den Anbau im eigenen Land einzuführen. Taiwan hat die Entwicklung von Oolong-Teekultivaren mit bestimmten Eigenschaften für den Anbau unter spezifischen geologischen und klimatischen Bedingungen zu einer nationalen Aufgabe gemacht und handelt die so resultierenden Kultivare und das damit verbundene Know-Know heute erfolgreich auf der globalen Bühne. Thailand ist eines der Länder, die von dieser Entwicklung profitiert haben. Während die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Ausbeutung des traditionell in Thailand heimischen Teekultivars eher limitiert erscheinen, hat der Import der Kultivare Jin Xuan, Ruan Zhi, Four Seasons und Cing Xin seit den 80er Jahren dem Land große Möglichkeiten eröffnet. Ursprünglich vor allem als alternatives Anbauprodukt zur Substitution des Opiumanbaus in Nordthailand gedacht, haben thailändische grüne, Oolong und in jüngster Zeit auch schwarze Tees sich mittlerweile eine Position auf der Landkarte des weltweiten Teeanbaus erobert, die sie Dank hoher Qualität bei verhältnismäßig moderaten Preisen aktuell immer weiter ausbauen.
Getrieben zunehmend aber auch von privatwirtschaftlichen Interessen, sehen wir die Verbreitung von Teekultivaren in andere Länder heute aber noch in einem viel größeren Stil: so sehen wir mittlerweile beispielsweise den Anbau japanischer Tees in China (sozusagen eine historische Rückkopplung), die Verbreitung chinesischer und taiwanesischer Teekultivare über ganz Südostasien (neben Thailand auch in Länder wie Vietnam, Kambodscha, Laos und Burma), wir sehen die Etablierung völlig neuer Tee-Anbaugebiete auf der Basis importierter Kultivare, wie beispielsweise in Kenia, und wir sehen ganz aktuell einen Trend zum Anbau der verschiedensten Kultivare selbst in westlichen Industrienationen der gemäßigten Klimazone wie beispielsweise in den USA und Europa, wo nicht nur immer mehr Teeliebhaber privat in ihrem Garten mit der Aufzucht von Teepflanzen unterschiedlichster Herkunft experimentieren, sondern (vor allem in den USA) auch erste einschlägige kommerzielle Projekte von sich reden machen.
Four Seasons Oolongtee-Kultivar in Doi Mae Salong, Nordthailand
„Berlin Lapsang Souchong“ oder „Arizona Phoenix Dan Cong“* – Eine Welt voller Wunder?
Sind der weltweiten Verbreitung von Teekultivaren und damit von bekannten wie von neu entstehenden Teesorten somit keine Grenzen gesetzt? Eine Welt voller Wunder? Long Jing Tee aus Arkansas, Wuyi-Oolongs aus den deutschen Alpen und Grönland-Pu Erh’s? Mitnichten. Die Teepflanze, wie wir sie kennen, ist trotz aller modernen Möglichkeiten der Züchtung und Weiterentwicklung von Teekultivaren prinzipiell an gewisse geologische und klimatische Gegebenheiten gebunden, ohne deren Vorhandensein einfach kein schmackhafter Tee wachsen will. Die Frage, welche Kultivare wo und unter welchen Voraussetzung genau angebaut werden können, und ihre Erforschung und Beantwortung ist eine der großen Herausforderungen, die sich der Teeindustrie heute und in naher Zukunft stellen. Auch wirtschaftliche Gegebenheiten wie die Verfügbarkeit und der Preis von Anbauflächen, Lohnniveaus, Steuersituation und dergleichen sind hierbei aus offensichtlichen (Kosten-) Gründen zu berücksichtigen. Zu hoffen bleibt, wie bereits weiter oben erwähnt, dass die Herkunft eines Tees im Handel für den Verbraucher identifizierbar und nachweisbar bleibt (bzw. wird, wo dies aktuell nicht der Fall ist), denn irgendwie trinkt und genießt „das innere Auge“ doch nach wie vor mit, und dieses folgt oft seinen ganz eigenen, individuellen Regeln…
in Nordthailand heimischer „C.S. Assamica“ Teekultivar
Der Nostalgie-Effekt
Wer kennt es nicht, das Gefühl, dass der Geschmack und die Informationen, die man über einen Tee besitzt, Hintergründe wie der Ort seiner Herkunft und die Kultur der Menschen, die diesen Tee hervorgebracht haben, in unserer Wahrnehmung eine Einheit bilden? Unser Teeerlebnis wird von unserer Wahrnehmung dieser Hintergründe bereichert, es wird komplexer, so komplex, dass wir eine ganze Welt in einem Tee finden können. Es ist durchaus möglich, dass etwas davon verloren gehen wird, wenn die Verbindung eines Tees zum Ort seiner Herkunft aufgehoben wird. Dennoch ist dieses Erlebnis ein ganz individuelles. Für viele Teeliebhaber ist die Herkunft eines Tees, mit allen damit verbunden Aspekten, insbesondere beim individuellen Teegenuss ein wichtiger Bestandteil besagten Tee-Erlebnisses, für andere nicht. Viele werden sagen, dass es keine Rolle für sie spielt, woher ein Tee kommt, sondern dass es lediglich der Geschmack sowie andere „reale“ Merkmale (biologischer Anbau, Fair Trade, etc.) sind, die für die Qualität ihres Teegenusses von Bedeutung sind. Für andere, insbesondere für die Nostalgiker unter den Teefreunden, zu denen ich durchaus selbst zähle, sind die Herkunft, kulturelle Identität und eine gewisse Genuinität ein unverzichtbares Element ihrer individuellen Teeerfahrung. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, um jedem gerecht zu werden, ist es wichtig, dass der Käufer mit dem Tee aussagekräftige Informationen über dessen Herkunft erhält, denn wem es egal ist, dem wird dies nicht wehtun, und wer es wissen will, für den wird es eine Bereicherung sein, und wer nicht auf den Luxus verzichten möchte, einen Tee am liebsten vom Ort seines eigentlichen Ursprungs zu trinken, dem wird auch dies ermöglicht.
Ruan Zhi Taiwan Oolong Nr. 17 in Doi Mae Salong, Northailand
Fazit
Insgesamt kann man sagen, dass wir in Bezug auf die weitere Verbreitung von Teekultivaren mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Szenario entgegenblicken, für das der Begriff „Globalisierung“ keineswegs schlecht gewählt ist. Alte und neue Teesorten werden an alten und neuen Orten hervorgebracht werden, eine Diversifizierung, der es angesichts des Diversifizierungsdrucks moderner Verbrauchermärkte keineswegs an fruchtbarem Boden mangelt. Dies muss die Welt des Tee-Nostalgikers nicht unbedingt in ihren Grundfesten erschüttern. Voraussetzung für die Überschaubarkeit und Transparenz des Angebots für den Teetrinker bleibt jedoch die umfassende und akkurate Information des Teetrinkers, so dass wir auch in solcher Zukunft immer genau den Tee trinken können, den wir am liebsten mögen, genau so, wie wir ihn am liebsten mögen, und von dem Ort, von dem wir ihn am liebsten mögen.
P.S. Auswirkungen des globalen „Klimawandels“
Glaubt man dem O-Ton populistischer zeitgenössischer Publikationen, so brechen Dank des „Klimawandels“ derzeit gerade goldene Zeiten für bisher eher gemäßigt-kühle Breitengrade wie Mittel-, Ost- und Nordeuropa oder auch weite Teile der Vereinigten Staaten von Amerika an: längere Sommer, kürzere Winter insgesamt wärmer – bei gleichbleibenden Niederschlägen ein vielversprechendes Szenario, das auch den Anbau von Tee in Regionen dieser Erde ermöglichen könnte, von denen bis dato niemand auch nur gedacht hätte, dort könne Tee gedeihen? Auch der Verfasser hält es für kurz- bis mittelfristig gesehen durchaus vorstellbar, dass es aufgrund der aktuellen Klimaentwicklung, also gerade in den kommenden Jahren geographische Ausweitungen bzw. Verschiebungen tatsächlicher und möglicher Teeanbaugebiete in Richtung der Pole zu beobachten sein werden.
Auf den zweiten Blick ist dies jedoch eine äußerst kurzsichtige Perspektive, denn zum Einen würde eine solche Verschiebung bedeuten, dass die gesamte Äquatorzone unfruchtbar und keinerlei Leben in ihr mehr möglich sein würde, zum zweiten lässt die Vorstellung die Tatsache außer Acht, dass das Weltklima ein System ist, in dem alle Elemente miteinander verbunden und voneinander abhängig sind, um zum dritten geht die beschriebene Idee von einem nach wie vor bestehenden Gleichgewicht aus, das sich lediglich verschiebt. Soweit wir bisher sehen, ist die allgemeine Erwärmung aber nur einer von zwei prägenden Aspekten des Klimawandels, während die andere eine zunehmende Instabilität des Weltklimas, also ein Verlust besagter Balance ist, wie sie sich in der steigenden Frequenz und Heftigkeit von Naturkatastrophen wie schweren Stürmen, Überschwemmungen, Dürreperioden usw. aktuell weltweit offenbart. Es ist unschwer zu erkennen, dass solche Instabilität letztlich dem Teeanbau sowie jeglicher anderen landwirtschaftlichen Aktivität, nirgendwo auf der Welt zugutekommen kann, so es dass nach Auffassung des Verfassers nach wie vor unsere einzige wirkliche Option ist, darum bemüht zu sein, den Effekt der Erderwärmung durch entsprechende Änderungen in unserem wirtschaftlichen und Konsumverhalten entgegenzuwirken, so schwer uns dies fallen mag.
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