Geschichte des Tees
Ursprung von Anbau und Verwendung der Tee-Pflanze
– Die Geschichte des Tees –
Die Geschichte des Tees reicht insgesamt mehrere tausend Jahre zurück. Die meisten Quellen datieren die Entdeckung des Tees als Genuss- und Heilpflanze auf ca. 2700 – 2800 v. Chr. Wie dies gewöhnlich typisch für derart lang zurückliegende Dinge ist, gibt es zum genauen Ursprung der Verwendung von Tee zwar keine zuverlässigen Quellen, dafür aber umso mehr historische zweifelhafte bis unhaltbare, wenn auch zweifellos unterhaltsame Anekdoten.
Die wohl am meisten verbreitete und in fast allen Artikeln und Abhandlungen zur Geschichte des Tees erwähnte Anekdotee entstammt der Tee-Bibel „ Cha Jing“, geschrieben von dem chinesischen Literaten Lu Yu (733-804 n. Christus) und ein Meilenstein in der Geschichte des Tees. Nach dieser wurde der Tee erstmals durch den chinesischen Heiler Shennung (2737 v. Chr.) bekannt und seine Popularität später von Fürst Zhou Gong (1100 v. Christus) weiter gefördert. Shennung lebte nach unserer Zeitrechnung im 28. Jahrhundert vor Christus und ist im ersten Geschichtsbuch Chinas (206-24 v. Ch.) als besonderer Heiler beschrieben. Der Darstellung nach war Shennung war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die die Begabung besaß, Kräuter gegen bestimmte Krankheiten zu identifizieren und zu deren Heilung anzuwenden. Er heilte damit unzählige Menschen und beeinflusste Generationen von Naturheilkundlern wie beispielsweise Hildegard von Bingen. Der Legende nach fielen eines Tages, als er gerade einen Topf voll Wasser unter einem Tee-Baum kochte, plötzlich einige Blätter ins Wasser. Ihm fiel daraufhin auf, dass das Wasser sich dadurch im Vergleich zu vorher verändert hatte und er probierte es. Unverzüglich stellte sich eine belebende und beschwingende Wirkung ein. Er fand heraus, dass das leicht bittere wie auch süßliche Getränk entgiftend und erfrischend wirkte.
Eine andere Geschichte zum Ursprung des Tees erzählt, dass Shennung über die besondere Fähigkeit verfügte seinen Bauchinneres zu beobachten. Er probierte alle möglichen Pflanzen aus und beobachtete, wie diese in ihm wirkten. Beim Experimentieren mit der Tee-Pflanze bemerkte er, dass der Tee in seinem Bauch hin und her schwimme, so als ob er seinen Bauch einer Überprüfung unterziehen würde. Er nannte diese Pflanze deshalb „Cha“ – was auf Chinesisch „überprüfen“ bedeutet.
Als Heilpflanze findet der Tee in seiner Geschichte auch bereits in dem bedeutenden Kräuterbuch „Bencao“ (655 n. Chr.) Erwähnung. Er soll „Lebenskraft spenden, die Konzentration begünstigen und den Lebenswillen erwecken.“ Nebst einem leicht bitteren sowie süßlichen Geschmack werden eine kühlende Wirkung auf den Körper sowie ein erfrischender und belebender Effekt beschrieben. Auch schleimlösende und entschlackende sowie verdauungsfördernde Eigenschaften werden der Tee-Pflanze hier zugeschrieben. Die mit dem Genuss von Tee verbundenen gesundheitlichen Benefits in der chinesischen Literatur seither immer wieder erwähnt und beschrieben.
Bis zum 13. Jahrhundert war es üblich, Tee-Blätter in Fladenform zu pressen. Die südchinesische Provinz Fujian, einer der bedeutendendsten Schauplätze in der Geschichte des Tees, war zu dieser Zeit bereits ein berühmter Teeanbauort. Grund für diese besondere Form des Pressens von Tee war der lange Transportweg vom Anbaugebiet zum kaiserlichen Hof. Dieser musste damals mühsam mit Kutschen bewältigt werden. Für diese Art des Transportes war die gepresste Fladenform besonders gut geeignet. Auch war der Tee so leichter zu lagern und witterungsbeständiger. Pu Erh Tee wird bis heute überwiegend in Fladenform gepresst und gehandelt.
Schon im 3. Jahrhundert n. Chr. beschreibt ein Autor namens Zhang Ji, wie ein Stück vom Tee-Fladen abgebrochen, über dem Feuer geröstet, dann zerkleinert und anschließend in einem Porzellangefäß mit heißem Wasser übergossen wird. Laut dieses Rezeptes sind der Rezeptur danach noch Ingwerwurzeln, Lauchzwiebeln und Mandarinen hinzuzugeben. Bei dem so entstandenen Getränk handele es sich um ein wunderbares Mittel gegen übermäßigen Alkoholkonsum und Müdigkeit.
In der kulturellen und politischen Hochzeit der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) wurde der Tee dann zu einer Modeerscheinung – etwa so wie heute. Man prahlte voreinander mit den kostenbarsten, neuesten und trendigsten Tees, die man besaß. Tee wurde so auch zu einem sozialen Statussymbol. Die Wohlhabenderen waren stets auf der Suche nach den neuesten und wertvollsten Geschmackskreationen und gaben beträchtliche Beträge dafür aus, um in deren Besitz zu gelangen. So war es beispielweise üblich, die vor dem Kochen zermahlenen Tee-Fladen mit Gewürzen oder Kräutern zu versetzen, was den natürlichen Geschmack des Tees zwar weitgehend verdrängt, aber in Form aromatisierter Tees auch heute noch eine durchaus übliche und im Trend liegende Praxis ist.
Dieser Trend herrschte vor, bis Lu Yu (733-804 n. Ch.), oben erwähnter Autor der „Tee-Bibel“ Cha Ying mit Hilfe seiner Publikation der ursprünglichen Tee-Kultur wieder zu Aufwind verhalf. Lu Yu, ein in einem Zen-Kloster aufgewachsenes Waisenkind, stand der seiner Ansicht nach dekandenten Art der Tee-Zubereitung kritisch gegenüber. Im Rahmen seines Studiums der Geschichte des Tees studierte er konsulalte Schriften und fand heraus, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der die Tee-Blätter einfach nur im Mund zerkaut oder mit Wasser gekocht worden waren, eine Methode, die den Fokus auf die Hervorhebung des eigentlichen Geschmacks und Duftes des Tees gelegt hatte. Lu Yu trat in seinen Schriften für diese althergebrachte Form der Tee-Zubereitung ein und transzendiert den Genuss des Tee-Getränkes zu einer geistig-spirituellen Handlung. Sein Engagement für eine Rückkehr zur Reinheit des Tees zeitigte zunächst allerdings nur bescheidene Erfolge. Erst viel später, im 11. Jahrhundert, begann man seiner Auffassung zunehmend Beachtung zu schenken. Die Lehren des Cha Ying üben sowohl in China als auch in Japan bis heute einen spürbaren Einfluss auf die Art der Tee-Zubereitung aus.
Nicht nur die kommerzielle Vermarktung, sondern auch die Entwicklung des Tee-Anbaus sowie verschiedener Verarbeitungsmethoden (Beispiele: Grüner Tee, Oolong Tee, schwarzer Tee, aromatisierter Tee), ist bis zu einem gewissen Punkt im Laufe der Geswchichte des Tees also weitgehend den Chinesen zuzuschreiben. Japanische sowie indische Quellen belegen, dass Tee in beiden Fällen ursprünglich von China-Reisenden ins Land gebracht wurden. Junge buddhistische Mönche aus ganz Südasien, beispielsweise Korea und Japan, die sich zu Studienzwecken in chinesischen Klöstern und Tempeln aufgehalten hatten, erlernten dort die Methode der Kultivierung und Zubereitung von Tee und brachten dieses Wissen später mit zurück in ihre Heimatländer. So entstand beispielsweise die berühmte japanische Tee-Zeremonie, die bis heute eine charakteristische Verkörperung der japanischen Kultur ist. In der Folgezeit machten sich dann auch andere asiatische Länder, insbesondere Taiwan, Japan und Indien num die Weiterentwicklung und Diversifizierung des Tee-Anbaus und der Tee-Verarbeitung verdient.
Nach Europa wurde der Tee aus China zum ersten Mal von einem portugiesischen Priester namens Gasper da Cruz gebracht. Nach seiner Heimkehr aus China nach Portugal im Jahr 1560 verfasste er das erste in Europa publizierte Buch über Tee und Tee-Geschichte. Das portugiesische Königshaus war in der Folgezeit aktiv in die Verbreitung des Tee-Genusses in der besseren Gesellschaft in anderen europäischen Ländern involviert.
Seinen großen historischen Siegeszug in Europa hielt der Tee dann im Laufe des 17. Jahrhunderts. Seither nimmt das Getränk als eines der etabliertesten und verbreitetesten Genussmittel und Spender gesundheitlicher Benefits überhaupt gemeinsam mit der den Genuss von Tee umgebende Kultur und Riten einen festen Platz im europäischen Leben ein, mit unterschiedlicher und unterschiedlich starker Ausprägung in einzelnen europäischen Ländern (s. England).
Obwohl allgemein also Einigkeit darüber besteht, dass der Schauplatz der Entdeckung der Tee-Pflanze und damit der Beginn der Geschichte des Tees China war, merkt der Autor Martin Krieger in seinem Buch „Tee – eine Kulturgeschichte“ jedoch Folgendes an:
„Einzelne Bergstämme in Indien, China, Thailand und Birma stießen zunächst eher zufällig auf die belebende, konzentrationsfördernde und sogar heilende Wirkung der Blätter des Tees, und das alte China auf die Möglichkeit seiner kommerziellen Vermarktung.“
Wer den chinesischen Sinn für Geschäft und die Verwurzelung der Tee-Kultur und Tee-Kultivierung im Leben der nord-hailändischen Bergstämme kennt, wird dieser Version zumindest eine gewisse historische Wahrscheinlichkeit einräumen müssen. Es liegt daher zumindest nahe, dass in dem Gebiet, das heute die Grenzregion Nord-Thailand/Burma darstellt, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt in der Geschichte des Tees Tee von Bergstämmen zum Eigenverbrauch angebaut wurde.
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