Es gibt mannigfaltige Arten der Zubereitung von Tee. Während die Menschen im Westen sich in der Vergangenheit tendenziell darauf beschränkten, Tee in einer möglichst zeit- und aufwandsarmen Weise mit heißem Wasser zu übergießen und nach kurzer Ziehzeit dem Konsum im gleichen Gefäß oder einer separaten Tasse zuzuführen, gewinnt die klassischste, rituellste und feierlich-schönste Form der Teezubereitung, die traditionelle Teezeremonie („Gong Fu Cha“), heute auch hier zunehmend an Popularität. Das folgende Video veranschaulicht die Zubereitung von Oolong-Tee (hier der Oolong Nr.17) in einer Variante der chinesischen Teezeremonie, wie sie von unseren Erzeugern in Nordthailand praktiziert wird.
Erfunden wurde die Teezeremonie – wie sollte es anders sein – ursprünglich in China. Während Japan basierend auf dieser seine eigene, strenger ritualisierte und von hierarchischen Gesellschaftsstrukturen geprägte Teezeremonie entwickelte, wollen wir uns, aufgrund unserer Prägung durch Herkunft und Tradition der Tees, mit denen wir uns im Siam Tee Blog beschäftigen, hier schwerpunktmäßig der durch einen hohen Grad an Individualität gekennzeichneten chinesischen Teezeremonie zuwenden. Man könnte sagen, die Gong Fu Cha ist eine Mischung aus rituellem Rahmen, situativen Gegebenheiten und individueller Ausgestaltung/persönlichem Gutdünken.
Die im Video gezeigte wie auch im Folgenden beschriebene „2-Kannen-Methode“, wie sie in China und Taiwan oder auch bei der chinesischen Bevölkerung Nordthailands für die Zubereitung von Oolong-Tees verbreitet ist, ist weder die absolut beste noch die absolut einzige mögliche Form der chinesischen Teezeremonie ist. Es ist vielmehr so, dass verschiedene Tee-Meister für verschiedene Tee-Sorten ihre eigenen Präferenzen haben, was das Ritual der Zubereitung betrifft, und diese Präferenzen widerum den jeweiligen Gegebenheiten, d.h. den vorhandenen Instrumenten, dem situativen Rahmen und der aktuellen Stimmung angepasst werden.
Ziel und Gegenstand der Gong Fu Cha ist es, den bestmöglichen Geschmack des Tees, die schönstmögliche Ausgestaltung des Rituals und eine soziale oder individuelle Situation von größtmöglicher Harmonie, kurz: den perfekten Augenblick in Raum und Zeit zu realisieren. Um ein Verständnis für diese Form der Perfektion und somit für die Teezeremonie zu entwickeln, ist es wichtig, sich das harmonische Zusammenspiel der fünf Grundelemente der chinesischen Philosophie, Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser als in einem freien Fließzustand befindlich zu verbildlichen. Während die Repräsentation von Holz, Erde, Feuer und Wasser in der Gong Fu Cha offensichtlich sind, offenbart sich bei näherer Betrachtung auch die, wenn auch oft symbolische, Gegenwart des Elementes Metall und seiner Eigenschaften. Eine ähnliche Betrachtungsweise ist, aus einer anderen Perspektive gesehen, anhand der drei Elemente des taoistischen Weltbildes Himmel-Mensch-Erde möglich. Neben den taoistischen finden sich in der chinesischen Teezeremonie auch konfuzianische und buddhistische Einflüsse, Referenzen und Analogien. Auch das Bildnis des „Weges“ oder „Pfades“, der keinen Anfang und kein Ende hat und doch IST, als Metapher für das Leben oder Sein schlechthin lässt sich leicht in der Teezeremonie wiederfinden. Gemeinsam haben all diese Betrachtungsweisen das frei fließende, perfekt harmonische Zusammenspiel zwischen mehreren, eine alles umfassende Einheit (ein Weltbild) bildenden Grundelementen.
Instrumente der Gong Fu Cha
Wie im Video zu sehen ist, erfordert die rituelle Zubereitung von Tee nach der Teezeremonie nicht nur viel Geschick, Übung und Konzentration, sondern auch eine ganze Reihe von „Werkzeugen“/Zubehör/Accessoires. Diese Instrumente wollen wir euch im Folgenden im Einzelnen vorstellen und ihre jeweilige Rolle beleuchten. Sie werden nach Verfügbarkeit, Teesorte und persönlicher Präferenz relativ frei kombiniert, d.h. bis auf den elementaren Vorgang des Übergießens von Teeblättern mit heißem Wasser und dem einer „Ziehzeit“ folgenden anschließenden Genuss des Tees können die einzelnen Schritte der Gong Fu Cha sowie die dazu verwendeten Accessoires wegfallen, hinzugefügt werden oder gar die Reihenfolge ändern.
Das „Teeboot“ (Teetisch)
Das Teeboot ist mehr als nur eine Plattform im räumlichen Zentrum der Teezeremonie, auf welcher der größte Teil der ihm Rahmen des Rituals vollzogenen Verrichtungen stattfindet, es repräsentiert auch das Element Holz und dient als Kunstwerk, Zier- und Einrichtungsgegenstand. Es stellt es das einzige statische Element inmitten der Bewegung dar, die sonst charakteristisch für die Gong Fu Cha ist und von der alle anderen benutzten Gegenstände und Materialien ein integraler Teil sind.
Teeboote sind zumeist aus Holz oder Bambus und verfügen oft über eine integrierte ausziehbare Wanne zum Auffangen des Wassers und des Tees, mit dem Teekanne und Teetassen während der Tee-Zeremonie übergossen werden, um sie mit der Wärme und dem Aroma des Tees auf die Zubereitung desselben vorzubereiten. Im Übrigen bleibt das Design eines Teebootes der Kreativität seines Schöpfers überlassen: Es gibt rechteckige Teeboote, solche mit abgerundeten Formen sowie Mischformen von beidem. Es gibt Teeboote in allen Größen, solche mit Abstellflächen rechts und links für Tassen und anderes Zubehör und solche mit vorgefertigten Abstellflächen für die in der Gong Fu Cha verwendeten Teekannen.
Die Teekanne
Wer bis dato dachte, eine Teekanne sei eine Teekanne, der verabschiede sich an dieser Stelle von dieser Ansicht. Tatsächlich muss die optimale Teekanne eine ganze Reihe von Anforderungen erfüllen, während eine Kanne, die einen signifikanten Teil dieser Anforderungen nicht erfüllt, nicht mit gutem Gewissen als Teekanne im engeren Sinne bezeichnet werden kann. Hier nur einige dieser Eigenschaften, anhand derer sich die Qualität einer Teekanne beurteilen lässt:
- Gießverhalten: Gießt die Kanne tropffrei, stetig, punktgenau auch aus größerer Entfernung, nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell?
- Ausflussweg: Liegt die innere Öffnung zum Schnabel unten (optimal), in der Mitte (suboptimal) oder gar in der oberen Hälfte des Innenraums der Teekanne? Ist ein Innensieb eingearbeitet oder nicht? Wenn ja, behindert dieses beim Ausgießen den Ausfluss durch sich anstauende Teeblätter oder nicht, und: gelangen Blätter oder Blätterteile in den Schnabel, wo sie entweder hängenbleiben und den Ausfluss verstopfen oder in den Ausguss gelangen?
- Materialbeschaffenheit: Während grundsätzlich verschiedene Materialien für Teekannen geeignet sind (Ton, Keramik, Porzellan, Glas), so beeinflusst die genaue Beschaffenheit des Materials die Eigenschaften der Teekanne und letzlich den in ihr zubereiteten Tee beträchtlich. Während beispielsweise zu poröse Ton- oder Keramik-Teekannen den Geschmack des Tees z. T. absorbieren und so dem Genießer vorenthalten, versagt eine gänzlich glatte und undurchlässige innere Oberfläche dem Besitzer der Teekanne den Effekt des „Eintrinkens“ der Kanne mit dem für sie designierten Tee, dessen Geruch, Geschmack, Aroma und Vibe sie im besten Fall im Laufe der Zeit annehmen sollte. Teeliebhaber, die es sich leisten können, haben oft für jede ihrer Lieblingstees eine eigene Kanne. Auch Teefreunde, die sich das in der Form nicht leisten können oder es als übertrieben erachten, benutzen oft eine bestimmte Teekanne für eine bestimmte Kategorie von Tees, beispielsweise für Oolong-Tees. Auch die Haltbarkeit der Kanne ist eine Frage der Materialqualität: geht die Kanne bereits vom fest Anschauen kaputt oder übersteht sie auch schon mal ein irrtümliches Anstoßen an einen anderen Gegenstand oder zu festes Aufsetzen auf den Tisch/das Teeboot?
- Material: Insbesondere für unsere Oolong-Tees empfehlen wir die Verwendung von Ton- oder Keramikkannen, wie sie für solche Tees traditionell in China oder auch Taiwan vorzugsweise genutzt werden. Diese können auch für Grüne und Schwarze Tees benutzt werden, aber mit welcher Teekanne man welchen Tee zubereitet, ist letztlich eine Frage der individuellen Präferenz. So neige ich persönlich dazu Grünen Tee in einer Glaskanne zuzubereiten und weiß von Freunden, die für schwarzen Tee grundsätzlich eine Porzellankanne benutzen.
- Verarbeitung: Die Verarbeitungsqualität einer Teekanne ist ebenfalls nicht ohne Bedeutung für ihre Qualifizierung. Korrekt angedachte, aber nicht adäquat umgesetzte Funktionalität führt letztlich zu Abstrichen in einzelnen oder mehreren der oben genannten Faktoren und beeinträchtigt so die Tauglichkeit der Teekanne. Es ist tatsächlich so, dass Teekannen von Teetrinkern hergestellt werden sollten, da nur Teekenner sich aller Anforderungskriterien bewusst sind und so bestrebt sein werden, ihnen Rechnung zu tragen. Die optimal verarbeitete Teekanne wird also von einer Person hergestellt, die sowohl ein Virtuose in der Verarbeitung des betreffenden Materials ist als auch ein Teeliebhaber.
- Ästhetik: Dieser Aspekt ist einerseits natürlich ein sehr individueller, der von Person zu Person innerhalb eines breiten Spektrum variieren kann. Dennoch gebietet die Teezubereitung, insbesondere aber in ihrer Ausgestaltung als Teezeremonie, grundsätzlich Harmonie als eines ihrer obersten Prinzipien. Daher sollten die verwendeten Utensilien ästhetisch gut zueinander passen, d.h. miteinander harmonieren. Die Teekanne steht mit im Zentrum der Zubereitung/Zeremonie und stellt somit einen Punkt dar, an dem andere verwendete Ich möchte jedoch betonen, dass das Individuum auch hinsichtlich der Erreichung von Harmonie hier das Maß aller Dinge ist, das heißt, was zählt ist die vom Akteur/den Akteuren empfundene Harmonie und nicht die harmonischen Kriterien einer Drittinstanz (z. B. gesellschaftlicher Mainstream, Anspruch der Ausschließlichkeit einer bestimmten Kultur/Institution, …).
Die Teetasse
Zunächst einmal gilt ganz allgemein das für die Teekanne gesagte im anwendbaren Umfang (hinsichtlich Material, Beschaffenheit, Verarbeitung, Ästhetik) auch für die Teetasse: sie sollte von guter Qualität und Verarbeitung, einem der Teesorte angemessenen Material und ästhetisch passend zur Teekanne und den übrigen verwendeten Utensilien sein. Es gibt natürlich die verschiedensten Arten und Designs an Teetassen, mit und ohne Henkel, weiß oder in Farbe, mit oder ohne Muster/Bild, westlich oder asiatisch, etc. Die Wahl unterliegt der persönlichen Präferenz sowie der Orientierung an der Harmonie mit den übrigen verwendeten Utensilien.
Trinkschale/Riechbecher
Die Gong Fu Cha zielt in der Regel nicht einfach auf ein ‚Tee trinken‘ ab, sondern eher auf ein ‚Tee verkosten‘, was immer die Verkostung mehrerer Aufgüsse eines Tees und oft auch mehrere Tees involviert. In diesem Sinne werden bei der Tee-Zeremonie anstatt „ausgewachsener“ Tassen oft Teeschalen verwendet, die verglichen mit westlichen Standards sehr klein sind. Für den ersten Aufguss eines Tees (insbesondere eines Oolong-Tees), der auch als „Aufguss des guten Geruchs“ bezeichnet wird, gehört passend zu dem Tässchen, aus dem der Tee anschließend gekostet wird, ein Riechbecher, in den der Tee zunächst ausgegossen und aus welchem er dann widerum in die Trinkschale umgefüllt wird, um schließlich den Riechbecher zur Nase zu führen und das Geruchsaroma des Tees in sich aufzunehmen. Zur Intensivierung des von dem Riechbecher verstrahlten Geruchs wird dieser vor dem Einfüllen des zur Verkostung verwendeten Tees oft durch vorheriges Übergießen und Befüllen mit Tee „vorbeduftet“. Trinkschale und Riechbecher zur Verkostung von Tee werden häufig passend zueinander im Set angeboten.
Der Gaiwan
Anstatt von Teekanne und -Tasse bzw. Trinkschale/Riechbecher wird Tee, auch in einer entsprechenden Version der Tee-Zeremonie, in China und Taiwan oft auch in einem sog. Gaiwan zubereitet, einer Schale mit Untertasse und Deckel. Dieser kombiniert einer Reihe der wichtigsten Eigenschaften und Funktionen von Teekanne und Teetasse in einem einzigen „Instrument“. Die Teeblätter werden direkt im Gaiwan mit heißem Wasser übergossen und der Tee dann nach dem Ziehen auch direkt aus dem Gaiwan getrunken. In China und Taiwan ist es weit verbreitet, den Gaiwan immer nur etwa bis zur Hälfte auszutrinken und dann heißes Wasser nachzugießen.
Die Gaiwan-Methode verspricht ununterbrochenen Teegenuss ohne Wartezeiten, führt aber nach dem ersten Aufguss zwangsläufig zu anderen Geschmacksergebnissen als die 2-Kannen Methode, bei welcher der Tee in einer Teekanne aufgegossen und ziehen gelassen und dann vor dem Genuss in eine andere Teekanne umgegossen wird, die als Ausschankkanne fungiert. Als Ausschankkanne wird von vielen Teetrinkern eine Glaskanne bevorzugt, da man in einer solchen die Farbe des Tees am klarsten erkennen kann. Auch erübrigt die Gaiwan-Methode eine Reihe von „Arbeits“-Schritten, die integraler Bestandteil der 2-Kannen-Methode sind. So ermöglicht der Gaiwan einerseits eine vereinfachte Zubereitung, die relativ schnell und vergleichsweise ortsunabhängig mit wenig Zubehör durchgeführt werden kann, während so manchem Teeliebhaber hier ein bedeutender Teil des Rituals fehlen wird.
Eine Sonderform, die eine Mischung aus Gaiwan und Teetasse mit herausnehmbarem Einsatz zum Ziehenlassen der Teeblätter darstellt, begegnete mir gerade erst kürzlich. Das folgende Foto veranschaulicht, wie auch hier etliche Schritte der Tee-Zubereitung in einem einzigen Instrument zusammengefasst sind.
Wenn diese Vorrichtung auch Schwierigkeiten haben wird, die Herzen der Freunde des komplexen Rituals zu erobern, so ermöglicht sie doch die Zubereitung eines Tees mit wenig Zubehör in kurzer Zeit und an jedem Ort. Sicherlich hervorragend geeignet ist diese „Tasse“ für die Zubereitung von Früchte- oder Kräutertees.
Die Teeschale
Gemeint ist nicht etwa die Trinkschale, die oft ebenfalls einfach Teeschale genannt wird, sondern vielmehr eine Schale, die zum Anrichten der noch trockenen Teeblätter auf dem Teeboot bzw. auf dem Tisch, auf dem die Tee-Zubereitung/Tee-Zeremonie durchgeführt werden soll. Auch sie ist natürlich kein Muss. Oft wird stattdessen einfach die Teepackung selbst platziert. Die Entscheidung für oder gegen die Teeschale/Teepackung ist jeweils vor allem eine ästhetische oder auch eine Frage dessen, ob man die Teepackung, welche meist Auskunft gibt über Herkunft, Art, Sorte und Lieferant des verwendeten Tees zu Informationzwecken oder einfach aus Stolz den Anwesenden gern zeigen möchte oder nicht.
Teebesteck
Auf obigem Foto ist eine Reihe typischer Instrumente zu sehen, wie sie zu verschiedenen Verrichtungen bei der Gong Fu Cha gewöhnlich verwendet werden und wie sie auch bei weniger rituellen bzw. aufwendigen Formen der Teezubereitung von Nutzen sind: Tee-Löffel, Tee-Zange, Tee-Dorn und Tee-Spatel sowie ein Tee-Sieb. Mit dem Tee-Löffel werden die Teeblätter, die oft in zu Kügelchen oder Röllchen gerollter Form vorliegen, aus der Anrichtschale in die Teekanne portioniert. Liegt der Tee in Form offener Blätter vor, ist der Tee-Löffel für die Portionierung eher ungeeignet und es wird stattdessen der Tee-Spatel verwendet, um die Blätter aus der Schale in die Teekanne zu „schubsen“. Die Tee-Zange dient zum Anfassen, Heben und Bewegen von Trinkschälchen und Riechbechern oder auch des des Deckels der Teekanne, das diese Teile sich durch das heiße Wasser so erhitzen können, dass sie mit den blossen Fingern nicht mehr angefasst werden können. Der Umgang mit der Tee-Zange ist nicht nur eine Praxis, die viel Geschick und Übung erfordert, bei ihrer Einübung kann es durchaus auch schon mal Scherben geben… Der Tee-Dorn dient zum Freimachen der Tülle der Teekanne, solten in dieser einmal Teeblätter hängen geblieben sein.
Der Zweck des Teesiebes ist offensichtlich: obwohl viele Teefreunde kein Problem damit haben, wenn Kleinteile der Teeblätter in ihrer Tasse schwimmen, und dies für so Manchen sogar dazugehört, mögen andere ihren Tee am liebsten klar und von Blattrückständen bereinigt. Das vor der Tüllenöffnung im Kanneninneren oft integrierte Sieb ist meist sehr grob, um ein allzuleichtes Verstopfen zu verhindern. Allerdings gibt es Kannen, wie beispielsweise bei vielen Glaskannen der Fall, die mit einem herausnehmbaren Siebeinsatz geliefert werden, wodurch sich die Verwendung eines zusätzlichen Siebes weitgehend erübrigt. Externe Siebe sind in der Regel jedoch äußerst vergleichsweise, so dass eine zweite Siebstufe durchaus einen zusätzlichen Effekt erbringt.
Ein weiteres, hier nicht abgebildetes Instrument kann ein Tee-Pinsel sein, den Teemeister benutzen, um hängengebliebene Wasser-/Teetropfen von der Teekanne zu entfernen. So werden Kalkrückstände auf der Kanne verhindert, wie sie insbesondere bei der Verwendung von hartem Wasser leicht entstehen. Zur Erleichterung des Befüllens der Kanne mit Teeblättern wird gern auch ein Tee-Trichter benutzt, der ein Danebenfallen von Teeblättern verhindert.
Glaskannen
Wie bereits weiter oben erwähnt wird wegen des optischen Effektes bei der 2-Kannen-Methode als Ausschankkanne gern eine Glaskanne verwendet. In einer Glaskanne hat man aber nicht nur die Farbe des Tees klar vor Augen, auch stellt die Glaskanne selbst eine ästhetische Bereicherung der Tee- Zeremonie dar. Glaskannen haben zudem den Vorteil der einfachen und rückstandsfreien Reinigung.
Die rechts im Bild abgebildete Glaskanne/Vorrichtung ist wieder ein „Faulenzer“ für die vereinfachte Tee-Zubereitung. Während die Glaskanne auch ganz normal als Glaskanne für die 2-Kannen-Methode benutzt werden kann, ist der herausnehmbare Einsatz ein echtes Gadget: ein Knopfdruck öffnet den Deckel zum Befüllen mit Teeblättern bzw. zum Herausnehmen der nassen Teeblätter, ein weiterer Knopf lässt den fertig gezogenen Tee über eine „Kugel“-Schleuse nach unten in die Kanne laufen. Während ich selbst dieses Instrument aus Liebe zur Zeremonie höchstens unter Zeitdruck oder Abwesenheit meiner „Ausrüstung“ für die Zubereitung eines Grünen, Schwarzen oder gar Oolong-Tees benutzen würde, hat es sich für die Zubereitung von Kräuter- oder Früchtetees in unserem Haushalt als täglicher Standard etabliert.
Die meisten der in den obigen llustrationen abgebildeten Instrumente, Accessoires und Vorrichtungen werden in Kürze im Siam Tee Shop unter www.siam-tee.de günstig und in ausgesuchter Qualität verfügbar sein.
Nun aber zum eigentlichen Ablauf der Gong Fu Cha:
Vorbereitung der Teezeremonie
Unabhängig davon, ob Sie nun in einem Alltags-Setting schlicht Tee zubereiten oder die Ambition verfolgen, die Gong Fu Cha zu erlernen, ist eine gute Vorbereitung nicht nur eine essentielle Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf der Tee-Zubereitung/-Zeremonie, sondern bereits auch ein integraler Bestandteil davon. Sie bereiten nicht nur den Ort der Verrichtung vor, (sauberer Tisch/Bereich, frei von störenden Gegenständen), platzieren Ihr Teeboot und ordnen auf diesem und um dieses herum die benötigten Dinge und Instrumente an, sondern nehmen während dieses Vorgangs auch bereits die entsprechende Haltung ein und schaffen durch Ausstrahlung derselben in Ihrem Umfeld die beabsichtigte Stimmung und Harmonie.
Die Teewassertemperatur
Obwohl es Richtwerte für die einzelnen Oberkategorien von Tee gibt (Grüner Tee: ab 70°C, Oolong Tees um 80°C, Schwarzer Tee ab 90°C), können diese letztlich nur als Ausgangsbasis für die praktische Ermittlung der optimalen Aufgusstemperatur eines Tees dienen. Hierzu liefern die meisten Hersteller Empfehlungen auf ihren Packungen, aber auch diese sollten nicht als Dogmen verstanden werden, sondern vielmehr als Ausgangspunkt für die Ermittlung der eigenen Präferenz.
Das „Erwärmen“ der Teegefäße
Der/die Teemeister/in befeuchtet zunächst die Gefäße, in denen der Tee zubereitet werden soll, mit dem korrekt temperierten heißem Wasser. Hierzu übergießt und füllt er zuerst die Teekanne, dann schüttet er das heiße Wasser aus dieser über und in die Ausschankkanne, um aus letzterer dann widerum Riechbecher und Trinkschalen zu benetzen. Mit dem Rest wird dann noch einmal die geschlossene Teekanne übergossen. Vordergründig geht es dabei darum, diese Gefäße zu erwärmen, damit der darin zubereitete Tee bei der Zubereitung nicht zu schnell seine Temperatur verliert. Ein weiterer, subtilerer Aspekt, insbesondere bei der Benutzung poriger Materialien wie Ton oder Keramik, ist die Gefäße das Wasser „atmen“ zu lassen, das heißt den Übergang zwischen Wasser und Material fließend zu gestalten.
Dosierung des Tees in die Kanne
Nun werden die Teeblätter in die Teekanne gegeben. Dies kann mit der Hand, besser aber mit dem Tee-Löffel bzw. mit Hilfe des Tee-Trichters getan werden. Eine allgemeingültige „Dosierungsvorschrift“ existiert nicht: Die Teesorte sowie die Situation und das damit verbundene beabsichtigte Geschmacks- und Wirkergebnis sind Faktoren, die die verwendete Menge beeinflussen können. Als Faustregel wird manchmal das Bedecken des Kannenbodens genannt, diese Methode aber wird beispielsweise mit in unterschiedlicher Form vorliegenden Teeblättern (offen oder gerollt in unterschiedliche Formen wie Kügelchen oder Röllchen) in sehr verschieden großen Mengen resultieren. Die Dosierung eines Tees erfolgt demnach letztlich entweder gemäß der Erfahrungen des Teemeisters mit einem bestimmten Tee oder, bei Neuverkostungen, nach Gefühl.
Erste Aufgüsse – Der „Aufguss zum Waschen des Tee“
Ist dies getan, werden die Teeblätter zum ersten Mal mit Wasser übergossen. Dieser Aufguss wird in China als das „Waschen des Tees“ oder manchmal auch als der „Aufguss für den Feind“ bezeichnet. Die Teekanne wird hierzu nur teilweise gefüllt (Blätter gut bedeckt) und derAufguss bereits nach wenigen Sekunden in die Ausschankkanne gegossen. Aus dieser schüttet man zunächst wieder ein wenig Tee über die geschlossene Kanne, um diese mit dem Geruch und Geschmack des Tees zu „nähren“, in der Ausschankkanne verbliebener Tee wird weggeschüttet.
Erste Aufgüsse – der „Aufguss des guten Geruchs“
Nun erst folgt der erste tatsächliche Aufguss, den die Chinesen auch den „Aufguss des guten Geruchs“ nennen. Wie lange er ziehen muss, ist ein Frage des verwendeten Tees, des gewünschten Geschmacksergebnisses und der Anzahl der Aufgüsse, für welche die Tee-Zubereitung/-Zeremonie angelegt werden soll. Während chinesische Teemeister oft mit sehr kurzen Aufgusszeiten ab 15 Sekunden bis max 1 Minute beginnen, tendieren Teefreunde im westlichen Alltag eher zu Aufgusszeiten, die, je nach Tee, Lust und Laune zwischen zwei und bis zu fünf Minuten dauern.
In der chinesischen Gong Fu Cha wird dieser Aufguss zunächst in die Riechbecher gefüllt, nachdem das darin befindliche Wasser sorgsam entleert wurde (meist unter Verwendung der Teezange). Über die Riechbecher werden dann verkehrt herum die Trinkschalen gestülpt und die so entstandene Einheit aus Riechbecher und Trinkschale den Anwesenden serviert. Die Verwendung der Teezange hierbei erfordert viel Geschick und Übung. Es ist eine Kunst, an der selbst das ungeübte Auge die geübte Hand erkennt.
Nachdem jeder Teilnehmer der Tee-Zeremonie bedient wurde, wird die Kombination mit einem beherzten Schwung umgedreht und der Riechbecher langsam nach oben herausgezogen, so dass der Tee sich nun in der Trinkschale befindet. Nun wird der Riechbecher zur Nase geführt und das Aroma und der Duft des Tees zunächst über die Geruchsorgane aufgenommen.
Dem folgt die Verkostung des Tees aus dem Trinkbecher, nach chinesischer Tradition in drei Schlucken, einer für die Erde, einer für den Himmel und einer für den Menschen.
Zweiter Aufguss – der „Aufguss des guten Geschmacks“
In der chinesischen Teezeremonie gilt der zweite Aufguss als „Aufguss des guten Geschmacks“. Dies ist für diese Form der Teezubereitung, bei der erwähnten sehr kurzen Ziehzeit des ersten Aufgusses, sicherlich zutreffend. Bei Teeblättern in gerollter Form ist es in der Regel auch so, dass die Kügelchen oder Röllchen eine Zeit brauchen, um sich im heißen Wasser zu öffnen und ihr geschmackliches Aroma daher nur beschränkt an den ersten Aufguss abgeben. In der heimischen Teezubereitung nach westlichen Standards, wo der erste Aufguss wie oben beschrieben, meist länger ziehen gelassen wird, um ein intensiveres und weniger subtiles Geschmackserlebnis zu erzielen, ist dies logischerweise in der Regel nicht der Fall. Dennoch schmeckt auch hier der zweite Aufguss eines guten Tees sicherlich noch so gut, wenn auch etwas anders als der erste.
Weitere Aufgüsse
Die auf den Aufguss des guten Geruchs folgenden Aufgüsse werden dann nur noch in die Trinkschale ausgegossen. Der Teefreund in obiger Darstellung, der seinen ersten Aufguss 2 Minuten oder länger ziehen lässt, wird natürlich kaum mehr als 3-5 Aufgüsse aus seinem Oolong Tee herausholen, während der Teemeister mit dem gleichen Tee mehr als 10 Aufgüsse erzielt, von denen jeder einzelne die an ihn gestellten Geschmacksanforderungen exakt erfüllt.
Fazit
Wie wir gesehen haben, kann nicht nur die Zubereitung von Tee im Alltag, sondern auch die chinesische Teezeremonie eine Vielzahl von Formen annehmen, von denen jede in einer sinnvollen Kombination und Folge verschiedener Elemente und Instrumente aus einem reichen Schatz verfügbarer Möglichkeiten besteht. Dafür, welche man für sich selbst, wann und für welchen Tee verwendet, gibt es keine Vorschrift. Die von einer Person selbst praktizierte Form der Teezubereitung oder der Gong Fu Cha basiert auf einer fließenden Verbindung von Erfahrungswerten, persönlichen Präferenzen und situativen Gegebenheiten. Was alle ‚richtigen‘ Arten der Teezubereitung gemeinsam haben, ist, dass die Erreichung der Ziele, nämlich der Zubereitung eines optimalen Tees, der Fließ-Harmonie der Gesamtprozedur und des Schaffens des perfekten Augenblicks im Mittelpunkt der Konzentration des Akteurs stehen.
Die hier vorliegende Beschrebung ist natürlich eine ungenaue, unvollständige und letztlich hölzerne Darstellung der Teezeremonie, die Ihnen kaum mehr als das Grundgerüst für eine eigene Praxis bietet. Zusätzliche einschlägige Lektüre (siehe beispielsweise das ausgezeichnete Werk der Schweizer Autorin Sandy Taikyu Kuhn Shimu, „Mit Buddha Tee Trinken“, erhältlich über das Amazon-Widget in unserer rechten Seitenleiste oben), viel Übung und das Erlangen der richtigen Haltung helfen dabei den „Teeweg zu gehen“ und der perfekten Teezeremonie, dem perfekten Augenblick, jeden Tag im Leben ein kleines Stück näher zu kommen sowie der Erkenntnis, dass das Ziel kein Zustand, sondern der Weg selbst ist. Ein schönes Zitat eines mir bekannten Teeliebhabers in diesem Zusammenhang, mit dem ich diesen Artikel gern abschließen möchte, ist: „Eine wirkliche Fähigkeit entwickelt sich durch beständiges Üben und durch die Nichtbeachtung von Erfolg.“