Lapsang Souchong, Zheng Shan Xiao Zhong, Lapsang Jin Jun Mei – alles das Gleiche?
Kürzlich, im Rahmen des Sample-Prozesses, an dessen Ende dann die Einführung unseres Dian Hong Black & Golden Needle und des Bai Mu Dan Weißer Tee im Siam Tee Shop stand, verkosteten wir unter anderem einen Tee, auf dessen Packung „Lapsang Souchong“ stand. Drin in der Packung waren DREI GRAMM eines wilden Lapsang Souchong, und der Lieferant hatte das Sample eigentlich nur so zum Spaß geschickt, und mit den Worten: „Ist nicht immer lieferbar, z. B. nicht aktuell, und wenn er lieferbar ist, dann ist er wahrscheinlich preislich weit jenseits dessen, was dir jemand abkauft“. Naja, dann eben nicht…
Wilder Tongmu Lapsang Jin Jun Mei
Dennoch gönnten wir uns natürlich – in kleinstem Kreise und an einem für Luxus prädestiniertem Abend – das besagte 3g-Sample, ein Erlebnis, das sich am besten mit dem Wort „Offenbarung“ beschreiben lässt. Einen ganzen Abend lang und über mindestens 6 Aufgüsse schwelgten wir in diesem Tee, den man sogar dann noch aufgießt, wenn er dann eigentlich doch am Ende ist, nur um den fantastischen, das gesamte Gemüt erfüllenden Nachgeschmack noch ein wenig weiter zu verlängern (das funktionierte übrigens). Ein Wunder an Harmonie zwischen einem hochwertigen schwarzen Tees und dem für Lapsang Souchong typischen Rauchgeschmack. Aber was hilft’s? Es gibt ihn nicht immer, es gibt ihn gerade gar nicht, und wenn es ihn gibt, kann ihn sich niemand leisten. Aber der Name, Lapsang Souchong, hatte sich an jenem Abend in mein Gehirn eingebrannt und geisterte seither in meinen Gedanken herum, so dass ich denn auch gar nicht anders konnte als loszuziehen, um herauszufinden, ob es denn nicht doch auch einen Lapsang Souchong gäbe, der erschwinglich wäre und von dem an jenem Abend verkosteten Tee zumindest nahe käme. Nebst dem anstehenden Ergebnis meiner Anstrengungen, welches ich demnächst im Siam Tee Shop präsentieren werde, ergab sich im Zuge meiner Recherchen und Verkostungen wie immer auch eine gewisse Basis an theoretischem Grundwissen über Lapsang Souchong, das ich nur allzu gern mit dem interessierten Leser teile.
Wilder Tongmu Lapsang Jin Jun Mei: trockene Blätter und Triebe
Zheng Shan Xiao Zhong
“Zheng Shan” heißt übersetzt aus dem Chinesischen etwa „Original-Berg“. Gemeint sind die Wuyi Berge und dort im Besonderen das Gebiet „Tong Mu“, und es bedeutet auch, dass nur Lapsang Souchong, der von dort kommt, eigentlich Lapsang Souchong ist. Charakteristisch für alle Tees, die unter der Bezeichnung Lapsang-Tee laufen, ist das oben bereits erwähnte Räuchern eines schwarzen Tees während dessen Röst- und Verarbeitungsprozess. Worin sich Lapsang Tees jedoch unterscheiden, nebst den geschmacklichen Eigenschaften resultierend in einer Preisspanne zwischen spottbillig und unerschwinglich, ist zum einen die Qualität des verwendeten Tees, zum anderen das zum Räuchern verwendete Material und Methode, und zum Dritten mittlerweile wohl auch die Herkunft. Heute wird mit „Zheng Shan Xiao Zhong“ meist die beste Qualität klassischen Lapsang-Tees bezeichnet, d.h. im Prinzip ein auf einem hochwertigem Tee /Blattgrad basierender Lapsang „Souchong“.
Lapsang Jin Jun Mei: nasse Blätter nach dem Aufguss
Klassischer Lapsang Souchong
Traditioneller, klassischer Lapsang Souchong pflegte ein aus den unteren Teilen der Teepflanze („Souchong“ = viertes und fünftes Blatt) gewonnener und daher eher minderwertiger, dafür aber auch entsprechend preisgünstiger schwarzer Tee zu sein, dessen für sich genommen eher unvorteilhafte Geschmackseigenschaften mithilfe des ausgedehnten, etwa 8-stündigen Räucherprozesses kaschiert und um die Rauchgeschmacksnote ergänzt wurde, um den Tee trotz seiner minderwertigen Qualität marktfähig zu machen. Tatsächlich heißt es, dass Lapsang Souchong zwar in Europa hohes Ansehen genoss, in China selbst aber eher als „Arme-Leute-Tee“ galt. Das in der Regel sehr starke Räuchern erfolgt traditionell auf einem Feuer aus frisch geschnittenem Fichten- oder Kiefernholz, was zu dem typischen Geschmack und Aroma von klassischem Lapsang Souchong beiträgt.
Lapsang Jin Jun Mei
Die Idee, einen sehr viel hochwertigeren „Lapsang“ zu produzieren, indem man zum Einen sehr viel hochwertigeren Tee (1 Trieb + 1 oberstes Blatt, oder 1 Trieb + 2 oberste Blätter) nimmt und diesen zum Anderen auf eine sehr viel schonendere Art und Weise auf einem Feuer aus gut abgelagertem und gänzlich trockenen (anstatt des für den „Souchong“ verwendeten frisch geschnittenen) Kiefernholz und für einen deutlich kürzeren Zeitraum räuchert, wurde erst nach der jüngsten Jahrtausendwende entwickelt. Dieser neue, Lapsang Jin Jun Mei genannte Tee klettert seither beständig die Beliebtheitsskala hinauf, und das sowohl außerhalb Chinas, also z. B. in Europa und in den USA, als auch in China selbst. Geklettert sind damit allerdings auch die Preise: von einem „Arme-Leute-Tee“ kann man hier nun eindeutig nicht mehr sprechen.
Lapsang Tongmu
Wie bereits weiter oben erwähnt, ist das Gebiet Tongmu die Wiege und das traditionelle Anbaugebiet für den Lapsang Souchong. Da Tongmu heute jedoch ein UNESCO-geschütztes Gebiet und so klein an Fläche ist, dass die Produktion des klassischen Lapsang Souchong dort als nicht mehr lohnenswert erachtet wurde, sprangen die Teeerzeuger in Tongmu nur allzu bereitwillig auf den neuen Trend auf und produzieren heute fast ausschließlich den deutlich höhere Preise erzielenden Lapsang Jin Jun Mei, während der klassische Lapsang Souchong immer häufiger nicht aus Tongmu selbst, sondern aus angrenzenden Gebieten stammt und von dort zur Verarbeitung nach Tongmu gebracht wird.
Was das für uns bedeutet
Nun, für uns bedeutete dies zunächst einmal die Erkenntnis, dass es gar nicht „Lapsang Souchong“ Tee im engeren Sinne war, wonach wir gesucht hatten, sondern vielmehr „Lapsang Jin Jun Mei“ Tee einereits und Lapsang „Zheng Shan Xiao Zhong“ andererseits (oder insgesamt „Lapsang Tongmu“, was einem etwas weiter gefassten Begriffsverständnis entsprechen würde). Probiert hatten wir eine ganze Reihe von „Lapsangs“ zunächst einmal, ohne auch nur die geringste Ahnung von den oben beschriebenen Ursprüngen, Hintergründen, Differenzierungen und Entwicklungen zu haben, und tatsächlich: im Nachhinein stellte sich heraus, dass die klassischen (und durchweg billigen) Lapsang Souchongs bereits in einem sehr frühen Stadium unserer Verkostungen durch das Raster gefallen waren, während die Frontrunner, die sich mittlerweile für unsere Endauswahl qualifiziert haben, durch die Bank Lapsang Jin Jun Mei oder Zheng han Xiao Zhong Tees sind. Beim Studium einschlägiger Online-Quellen fiel uns auf, dass auch hochwertige und teure Lapsangs von Händlern immer noch sehr häufig als Lapsang Souchong betitelt werden, wohl einfach aufgrund der sehr viel höheren Geläufigkeit dieses Namens.
Einen ausgezeichneten Lapsang „Zheng Shan Xiao Zhong“ finden Sie jetzt im Siam Tee Shop! Zur einschlägigen Produktseite mit vielen Infos und Illustrationen geht es per Klick auf den folgenden Link:
Classic Lapsang Zheng Shan Xiao Zhong im Siam Tee Shop
Versuchen Sie auch unsere Jin Jun Mei Schwarztees:
Umgreiche Informationen und Illustrationen zum Anbaugebiet Wuyi Mountains und den dort angebauten Tees gibt es außerdem in unserem einschlägigen Artikel Fujians Wuyi Mountains – Heimat der Steintees.
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